Erfahrungswelt Swingerclub – Einzelaspekte / heute: Sehen und gesehen werden

Hier wird der Frage nachgegangen, ob Frauen wegen eventueller Zeigelust oder / und Sehlust Clubbesuche bevorzugen.

Tine macht es manchmal an, wenn sie spürt, dass andere ihr zusehen. Genauso gern schaut sie auch anderen zu. Das erregt sie nicht direkt. Es stimuliert sie aber, wenn da beispielsweise „jemand am Schreien ist“. Es gehört ihrer Ansicht nach auch dazu, „dass man sich da den Anreiz holt“. Abschließbare Zimmer benutzt sie nur bestimmten Männern zuliebe und betrachtet sie als deren Schutz. Sie hat den Eindruck, dass manche Männer dem Gesehen-Werden vorbeugen wollen.

Anna erzählt, dass sie immer mal wieder versucht, in sehr offenen Räumen neue Erfahrungen zu machen. Wenn sie erregt ist, verändert das noch mal die Situation und macht mehr möglich. Sie braucht aber meist erst einmal Zeit und Raum, um vertraut zu werden und zu sehen, wie sie sich im Kontakt mit einem Mann fühlt. Wenn zu schnell eine dritte Person hinzukommt, kann es sein, dass sie sich „beglotzt“ fühlt. Sie verlässt dann den offenen Raum meist wieder. Zu der Möglichkeit, bei anderen zuzusehen spricht sie sich nicht ausdrücklich aus, erwähnt aber, dass ihr Sex mit mehreren schon Spaß macht. Es erregt sie auch, als sie einmal einer Frau zusieht, wie sie einen Mann oral befriedigt.


Lilly sucht so gut wie nie die Abgeschiedenheit, erwähnt allerdings nicht explizit, ob und wie wichtig ihr das ‚Sehen und gesehen werden’ ist. Einmal entdeckt sie jedoch sich selbst im Spiegel und ist „völlig fertig“, wie schön sie wird, wenn sie richtig erregt ist. Seither geht sie nach Möglichkeit immer in den Raum mit den Spiegeln. Dort hat sie quasi Sex mit sich selbst. Da öffnet sie dann die Augen nur um sich zu sehen. Vor dieser Entdeckung hatte sie wegen ihres Bauches eher Hemmungen, doch jetzt nicht mehr. Sich im Spiegel zu sehen, wie sie mit einem Gesichtsausdruck „raubtierhafter Geilheit“ immer schöner und schöner wird, fasziniert sie. Sie mag es inzwischen auch deshalb, weil sie so sehen kann, wer hinter ihr ist. Das dient allerdings nur Kontrollzwecken.

Cora hat mit Zusehen lassen kein Problem, wenn die Männer damit kein Problem haben. Sie ist – egal, ob jemand zuguckt oder nicht – konzentriert bei denen, mit denen sie gerade in Kontakt ist, oder sie ist ganz und gar bei sich. Wenn sie allerdings weiß, dass jemand beispielsweise „unheimlich auf Brüste steht“, dann bezieht sie das mit ein und heizt denjenigen an, bis er auch mitmacht.

Iris äußert sich nur zum Aspekt ‚Zusehen’. Sie findet das manchmal „witzig“ und tut es um die Schwingungen und „Lustkurven“ der anderen aufzunehmen. Außerdem hat es für sie einen gewissen Reiz, zu sehen, dass jemand ästhetisch schön gebaut ist.

Der Gedanke, irgendwo zuzusehen, wenn andere Leute Sex haben, schreckt Regina nicht, denn durch ihre Erfahrungen in Tantragruppen ist ihr das nicht fremd. Sie kann sich durchaus vorstellen, dass sie es sogar sehr attraktiv finden würde, wenn ihr andere beim erotischen Spiel zuschauen, allerdings nur „mit Niveau und Wertschätzung!“ Einmal ist sie mit ihrer Freundin in einer frivolen Insider-Kneipe, in der, ihrem Gefühl nach, die Hälfte der Gäste „Spanner“ sind, die sich „selber nicht trauen“. Sie würde sich solchen Menschen ungern als Objekt zur Verfügung stellen, weil sie „so eine gewisse Geringschätzung spürt“. Selber möchte sie gerne andere dabei studieren, wie sie sich beim Sex verhalten – ob sie sich zeigen können, authentisch ihre Lust leben oder spielen. Wenn ja, ob diese Maskerade lustvoll oder schmerzhaft ist, und so weiter. Sie ist einfach neugierig und möchte ein „kleines Defizit von früher“ ausfüllen, sich aber nicht, an deren Sexualität „aufgeilen“.

Sandy ist nur ganz selten im Stopp-Zimmer, denn sie möchte gerne, dass die anderen bei ihr zusehen. Selber zusehen findet sie auch sehr anregend. Das dauert jedoch nie lange, weil sie selbst sofort aktiv teilnimmt.

Für Natalia ist es „irgendwie ein tolles Gefühl“, „beguckt“ zu werden und begehrt zu sein – auch von Leuten, die nur mal so vorbeischauen. Sie trägt immer „schöne hübsche Dinge“ und kommt damit auch gut an. Alle fänden das immer „ganz süß“. Aber das Zuschauen sucht sie nicht. Es erotisiert sie überhaupt nicht. Natalia fühlt sich sogar sehr „abgetörnt“. Als es zum Beispiel an einem Themen-Abend mit Sexspielzeug schon im Barraum zu sexuellen Handlungen kommt, verlässt sie sehr bald den Club. Wenn andere ihr zuschauen, stört sie das nicht, solange sie dabei nicht angefasst wird.

ERGEBNISSE

Sandy scheint auf den ersten Blick eine etwas stärkere Neigung zum Sich-Zeigen zu haben. Andererseits ist die Tatsache, dass sie sich nie lange zurückhalten kann, wenn sie anderen zusieht vielleicht ein Indiz dafür, wie sehr ihr auch das gefällt.

Bei Cora kann es vorkommen, dass sie sich gieriger Blicke sehr bewusst ist und dann mit diesem Element spielt. Sonst ist ihr das eine wie das andere recht.

Natalia, Tine, Cora und Anna stört es nicht, wenn andere zusehen, vielmehr fühlen sie sich dadurch mehr oder weniger bestätigt.

Voyeuristische und exhibitionistische Nuancen sind dabei bei Tine und wahrscheinlich bei Anna ziemlich ausgeglichen. Es gehört irgendwie dazu, ist ästhetisch oder stimuliert.

Iris hat sich nur zu einer leichten Neigung geäußert, anderen gerne zuzuschauen.

Natalia kann dagegen am Zusehen überhaupt nichts finden. Es „törnt“ sie sogar ab.

Eine Besonderheit zeigt sich bei Lilly. Sie hat den Blick in den Spiegel entdeckt und ist seither vielleicht etwas unabhängiger von dem bestätigenden Blick eines Anderen.

Weiter geht’s mit dem Thema ‚Grenzen Schutz und Kontrolle‘

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Erfahrungswelt Swingerclub – Einzelaspekte / heute: Grenzen, Schutz und Kontrolle

Hier wird die Frage untersucht, wie die Frauen mit ihren Grenzen umgehen, ob sie sie wahrnehmen und welche Kontrollen und Maßnahmen zum Schutz ausgeübt werden.

Tine berichtet immer wieder von Situationen, die ihr sehr unangenehm sind, aber kaum ein Mal, dass sie sich erfolgreich zur Wehr gesetzt hätte. Auch von der Anfangssituation am Tresen erzählt sie nicht, ob sie die Aufforderung ihres Nachbarn tatsächlich erfolgreich abgelehnt hat. In der Regel gibt sie nach. Wenigstens passiven Widerstand leistet sie inzwischen bei Männern, von denen sie sich belästigt fühlt, oder wenn sie einen Bewerber unattraktiv findet. Sie zeigt dann ihre kalte Schulter oder redet sich heraus. Direkte Absagen erteilt sie nie.

Anna geht nur in den Club, wenn sie sich „klar und stabil“ fühlt. Sie macht unterstützend ein kleines Ritual, bei dem sie sich verspricht, gut auf sich aufzupassen. Durch den üblichen Männerüberschuss findet sie das für sich sehr wichtig.

Im Club geht sie mit einem einzelnen Mann manchmal in einen abschließbaren Raum, findet aber auch offene Räume prinzipiell gut, weil sich dort „was entwickeln kann“. Wenn Räume allerdings zu offen sind, ein Bett beispielsweise von allen Seiten zugänglich und schwer kontrollierbar ist, mag sie das nicht. Denn auch die vorsichtig anfragende Berührung, die laut Clubregeln gestattet ist, findet sie unangenehm. Sie fühlt sich da auch „beglotzt“. In einem bestimmten Zimmer gibt es ein Hochbett, das nur von vorne zugänglich ist. Das findet Anna deshalb gut, weil ein Mann erst fragen muss, ob er noch mit hoch kommen kann.

Anna versucht immer mal wieder in sehr offenen Räumen neue Erfahrungen zu machen. Wenn sie erregt ist, verändert das noch mal die Situation und macht mehr möglich. Sie braucht aber meist erst einmal Zeit und Raum, um vertraut zu werden und zu sehen, wie sie sich im Kontakt mit einem Mann fühlt. Wenn zu schnell eine dritte Person hinzukommt, verlässt sie den offenen Raum meist wieder.

Sie hat den Eindruck, sie könnte sich „da hinlegen wie ein totes Stück Fleisch“, und es würde da Männer geben, die sie „noch vögeln würden“. Deshalb sind ihr das Wahrnehmen ihrer Grenzen und das Nein-Sagen ganz wichtig. Sie schickt Männer, die ihr unangenehm sind, konsequent weg. Anfangs muss sie sich dafür ganz bewusst die Erlaubnis geben, vor allem wenn sie zuerst Lust auf einen Mann hat, der ihr dann aber unangenehm wird. Sie sagt inzwischen: „Wenn ich das nicht könnte, könnte ich da nicht hingehen“. Dabei haben ihr die Erfahrungen mit Tantra sehr geholfen. Auch dabei, zu entscheiden, wozu sie Ja sagt, „und dann aber auch wirklich Ja!“

Sie ist nicht mehr so wie früher dazu bereit, Kompromisse zu machen. In der Regel sagt Anna das den Männern auch vorher. Selbst wenn sie bereits Zustimmung signalisiert hat, und die Bedingungen sich ändern zum Beispiel durch Alkohol, weist sie einen Mann ab. Das fällt ihr schon schwer, weil sie sich den Mann sozusagen ausgesucht hat. Ihre Devise ist jetzt: Männer besser auswählen als später abweisen. Es gibt daher auch Tage, an denen sie ohne Sex wieder nach Hause geht.

Auch Lilly geht inzwischen nur noch gut vorbereitet in den Club, und nur, wenn sie ausgeglichen ist und auch wirklich Lust dazu hat. Auf keinen Fall geht sie hin, wenn sie eigentlich nur Zärtlichkeit sucht. An solchen Tagen ist sie viel zu verletzlich. Im Club trägt sie einen „Keuschheitsgürtel“ um das Herz. „Es gibt zwar nachher auch intime Momente“, aber Lilly erlebt sich in solchen Situationen erstaunlicherweise oft als Kumpel. Das „verletzliche Mädchen“ lässt sie ganz bewusst zu Hause. Sie weiß einfach: „Durch Öffnen entsteht Intimität und Kontakt. Und Kontakt ist nie ohne Risiko“.

Lilly erinnert sich, dass es beim ersten Clubbesuch immer wieder Grenzen für sie gibt, dass sie ab und zu Nein sagt, weil sie bestimmte Dinge nicht mag oder die Art wie jemand zufasst. Nur einen Mann schickt sie ganz weg. Wenn jemand zu unvermittelt ankommt, empfindet sie das als Frechheit, und sortiert denjenigen „aus Prinzip erst einmal aus“. Anfänglich kommt es noch vor, dass sie sich sagt: „Na gut, der will jetzt auch mal, ich bin mal großzügig“.

Ein wichtiges Kontrollthema für Lilly ist ‚Safer Sex’. Vor allem weil sie es in der Regel mit mehreren Männern zu tun hat. Bei einem Einzelmann kontrolliert sie das mit einem Handgriff. In ihrem Lieblingsraum mit den Spiegeln sieht sie auch wer hinter ihr ist. Da sie aber bei mehreren Männern „weggetretener“ ist, sucht sie sich meist nonverbal einen Mann aus, der eine Art Beschützer ist und die anderen Männer bezüglich der Kondome kontrolliert. Das ist meistens ein Mann, der aus verschiedenen Gründen selbst nicht am Treiben teilnimmt.

Im Falle von Männerüberschuss sind Lilly und ihre jeweiligen Sexpartner oft von masturbierenden Gangb*ng-Anhängern umgeben. Das findet sie oft so störend, dass sie diese Männer rausschickt. Anfangs ist da auch noch großzügiger, weil sie denkt in einem nicht abschließbaren Raum müsse sie das dulden. Inzwischen ist sie darin geübt, Nein zu sagen und viel selbstsicherer.

Auch Cora bereitet sich auf einen Clubabend vor. Sie stimmt sich ein, indem sie sich fragt, was sie erleben möchte und es sich dann vorstellt. Im Gegensatz zu Lilly geht sie auch in den Club, wenn sie „einfach nur Streicheleinheiten“ haben oder einfach nur wahrgenommen werden möchte. Sie bringt dann schon „eine bestimmte Energie mit“ und findet erfahrungsgemäß „das Passende“. Am Anfang ist das Nein-Sagen noch eine „Übung“ für sie, denn sie schaut noch stark auf die Bedürfnisse ihres Gegenübers und verhält sich eher passiv. Heute weiß sie, dass SIE diejenige ist, die das Heft in der Hand hat und haben muss, gerade auch, wenn mehrere Männer beteiligt sind, die sich nicht gegenseitig reglementieren können. Sie achtet inzwischen immer auf ihr Gefühl und auf eine innere Zustimmung.

Iris schützt sich schon präventiv durch ihre Initiative bei der Partnerwahl und durch ihre wählerische Art. Ähnlich wie bei Cora muss bei ihr im Kontakt die „Schwingung“ stimmen. Sie empfindet den Club als „absolut sicheren Raum“, in dem sie als Frau „erotisch kommunizieren kann“, wenn sie das will. Es ist für sie ein Bereich, der ihr erlaubt, sich auszuleben und manches auszuprobieren, was sie sich wünscht und vorstellt, ohne dass jemand sie reglementiert oder kritisiert. Das einzige, das ihrer Ansicht nach passieren könnte, ist, dass jemand Nein sagt. Das sei zwar noch nicht passiert, aber sie sage ja auch Nein. In ihrer Fantasie finden aber auch Dinge statt, die sie nicht einmal erzählen möchte und in ihrer Realität auch keinen Raum haben sollen. Da schützt sie sich durch ihre Verschwiegenheit.

Auch Regina geht davon aus, dass sie in einem Swingerclub „Ruhe und Muße“ hat, zu schauen, ob sie jemanden attraktiv findet, und denjenigen auch an sich heranlassen möchte, um dann zu entscheiden, wie weit sie danach wiederum gehen will. „Und das eben in so ’nem relativ geschützten Rahmen“. Sie findet es in Ordnung, wenn jemand zum Beispiel Lust hat, SM-Spiele zu machen und kann dabei auch zusehen. Selbst möchte sie da allerdings keine Grenzen überschreiten und einen sicheren Platz haben, wo ihr niemand zu nahe kommen kann. Sie möchte auch nicht von jedem beim Sex beobachtet werden, sondern nur von Leuten, die ihr eine gewisse Wertschätzung entgegen bringen. Mit Missachtung, auch anderen gegenüber, möchte sie auf keinen Fall konfrontiert werden. Weil sie noch diverse andere Befürchtungen hat, schützt sie sich gerade maximal, indem sie gar nicht erst hingeht.

Unabhängig von einem Clubbesuch hängt bei ihr das Thema Grenzen stark vom „Öffnungsgrad des Gegenübers“ ab. Wenn beide Beteiligten sehr offen sind, wird der Kontakt zu einer „Begegnung“. Wenn dazu dann noch gegenseitige Anziehung und eine „übereinstimmende Sprache in der Sexualität“ kommt, dann „fließt es geradezu so ineinander“ und sie findet dann allein schon Küssen sehr „verschmelzend und intim“. In dieser Hinsicht ist sie ebenfalls unsicher, was bei einem Clubbesuch auf sie zukäme. „Wie emotional wird das da?“ Zu viel oder zu wenig? Im Moment befürchtet sie, dass sie noch nicht gänzlich ohne emotionale Beteiligung Sex haben kann. Dann liefe es aber auf eine Art Verliebtheit hinaus, die sie jedoch in ihrer Beziehung keinesfalls gefährden dürfte.

Für Sandy gibt es relativ wenige Grenzen und Tabus – sie bezeichnet sich selbst als „die Versauteste“ im Club – aber die „wirklich ganz, ganz heftigen Geschichten“ lehnt sie strikt ab. Dazu gehört für sie harter sadomasochistischer Sex mit Piercen und Blut, Sex mit Fäkalien und selbstverständlich Sex mit Tieren und Kindern. Und Sex ohne Kondom kommt für sie überhaupt nicht infrage.

Ihre Grenzen im Kontakt und „auf der Matte“ macht sie überwiegend mit Gesten klar. Reagiert ein Mann darauf nicht angemessen, wird sie schon „mal lauter“, vermeidet diese Eskalation aber nach Möglichkeit, da dadurch „die ganze Atmosphäre“ im Club gestört wird.

Als devoter Part im Kontakt mit dominanten Männern achtet sie sehr darauf, dass entweder bereits Vertrauen vorhanden ist, oder dass zum Beispiel Fesselspiele nur im Swingerclub, „wo man immer unter Kontrolle ist“, stattfinden.

Natalia fühlt sich im Club sehr geschützt, vor allem weil sie genau weiß, an wen sie sich im Notfall wenden kann. Wenn sie einen Kontakt nicht will, oder wenn ihr „jemand komisch kommt“, sind Astrid und Ben gleich zur Stelle. Auch zu Hause trainiert Natalia das Nein-Sagen. Es fällt ihr zunehmend leichter. Sie will auf keinen Fall etwas tun, nur um zu gefallen. Wenn einige ein Nein doch nicht recht akzeptieren können, weiß sie, dass diese Männer nie wieder in den Club herein kommen werden, denn die Betreiber können sich erstaunlich gut Gesichter merken.

Es gibt Dinge, die sie nie im Club machen würde. Dazu gehört Analsex, Sex mit Ausscheidungen oder harte sadomasochistische Praktiken. Sie hat allerdings in mancher Hinsicht ihre Grenzen etwas erweitert und dadurch „so Sachen kennen gelernt, die man sonst normal NIE kennen lernen würde“. Leichte Fesselspiele mit verbundenen Augen und sinnliche Überraschungen, mit einer Feder beispielsweise, findet sie sehr anregend, weil man „den Geist nicht mehr einsetzen, nichts mehr kontrollieren“ kann. Sie weiß sich dabei unter Kontrolle und kann jederzeit Stopp sagen oder mittels einer abwehrenden Geste alles beenden. Ihre Fantasie, einmal Sex mit mehr als zwei Männern zu haben, hat sie aber noch nicht in die Tat umgesetzt.

Natalia achtet sehr auf ihre Gesundheit und daher auf ‚Safer Sex’, auch beim Oralsex. Nur Ben verwöhnt sie einmal oral ohne Kondom.

ERGEBNISSE

In folgender Übersicht ist ohne genauere Abstufung festgehalten, was ohne vertiefte Nachfrage von den Frauen zum Thema spontan geäußert wurde. Auch hier gilt: Wenn etwas nicht explizit geäußert wurde, kann es dennoch praktiziert werden. Folglich ist die Übersicht unvollständig.


Lücken bedeuten lediglich, dass dazu keine Angaben gemacht wurden. Striche zeigen eine ausgesprochene Negierung.

Tine lässt vieles geschehen und signalisiert höchstens durch passiven Widerstand, dass sie sich belästigt fühlt.

Anna hat von allen Gesprächspartnerinnen das ausgeprägteste Grenzsystem, das sie schon präventiv aktiviert und gegebenenfalls äußerst konsequent einsetzt.

Lilly ist ebenfalls gut vorbereitet und geht gar nicht erst in den Club, wenn sie sich zu schutzlos einschätzt. Sie ist dort zwar nicht aktiv in ihrer Partnerwahl, inzwischen aber sehr vertraut mit ihren Grenzen und dem Umgang damit. Wenn sie später erregungsbedingt die Kontrolle zu verlieren droht, kann sie sich auf eingespielte Beschützer verlassen. Dass alle Männer ein Kondom benutzen, ist ihr dabei vor allem wichtig.

Cora stimmt sich vorher ein, um das zu bekommen, was sie haben möchte. Sie hat damit gute Erfahrungen. Als „alter Hase“ ist sie inzwischen sehr souverän im Umgang mit den Männern.

Iris kennt ihre Grenzen. Sie wählt aktiv aus und hört auf ihren Bauch. Den Club selbst empfindet sie als sicheren und schützenden Raum.

Sandy betrachtet den Club ebenfalls als Schutz vor Übergriffen. Sie traut sich viel zu und ist als reichlich Erfahrene dabei sehr klar und souverän.

Natalia fühlt sich im Club insbesondere durch die Betreiber sehr in Sicherheit. Sie übt schon vorab ganz bewusst das Nein-Sagen.


Weiter geht’s dann mit dem Thema:
Vom Sexspiel zu dritt bis zum Gangbang

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Erfahrungswelt Swingerclub – Einzelaspekte / heute: Vom Sexspiel zu dritt bis zum Gangbang

Hier geht es um die Frage, ob die Frauen, wenn sie Gelegenheit dazu haben, Sex mit mehreren Männern anstreben.

Tine hat Sex „gern etwas öfter und mehr und länger“, denn bei ihrem Ehemann „ist es immer relativ schnell erledigt, die ganze Sache“. Sex mit zwei Männern ergibt sch gelegentlich und sie findet das sehr schön. Manchmal ergibt sich im Laufe eines Abends auch noch Sex mit weiteren Männern. Sie berichtet aber nichts über regelmäßige Erlebnisse mit wesentlich mehr Männern, erwähnt nur kurz, dass sie auf Wunsch ihres Nachbarn ganz am Anfang ihres Swingerlebens in einem ziemlich heruntergekommenen Club mit mehreren Männern nacheinander Verkehr hat. Sie hat „eigentlich immer alles getan, was er gesagt hat“, weil da „schon ziemlich viel Abhängigkeit von dem Mann“ ist. Ihr Nachbar will damals gerne eine „gebrauchte Frau“ haben. Sie erfüllt ihm diesen Wunsch, findet es selbst aber nicht schön. Ganz gern hat sie dagegen Sex mit einem Paar. Im Club kommt das seltener zustande. Die Dreierkonstellation mit der Frau des Nachbarn ist allerdings eine eingefädelte Sache und entspringt keiner erotischen Anziehung.


Anna erlebt unterschiedliche Harmonien zu Dritt. Sie findet, dass die Idee eines Swingerclubs ist, dass man mal schaut, ob sich vielleicht „mal was zu Dritt“ entwickelt. Sie mag Sex gern mit zwei Männern, findet allerdings, dass es schwierig wird, wenn die Männer sich nicht kennen und miteinander in Konkurrenz sind. Aber manchmal entwickelt sich etwas Positives mit dem einen Mann, ein zweiter kommt hinzu, und dann „fließt es einfach und fühlt sich gut an“. Bei anderen merkt sie wiederum: „Nein, so geht es nicht!“ Es macht sie auch an, „mit drei Männern hintereinander“ Sex zu haben. Alle fühlen sich ganz unterschiedlich an, und das macht sie „ganz heiß“.

Lilly hat nur ausnahmsweise Sex mit nur einem Mann. Im Club begibt sie sich gern in einen einladenden Raum, der für alle Gäste offen ist. Der erste Mann, den sie erhört, ist meistens ein Mann, der sie ausgiebig oral verwöhnt, streichelt oder massiert. Sie nennt das „Warm-Up“. Andere kommen dazu. Da sind auch Männer dabei, die sie ganz gern mag, die aber in sexueller Hinsicht „na ja, befriedigend, Note 3 minus“ sind. Oft sind diese „schnell fertig“, als Einstig aber akzeptabel. Man kennt sich und hat so seine Verabredungen. Das geht alles sehr entspannt zu, ähnlich wie bei einer Tanzveranstaltung.

Sie entwickelt sehr schnell die Haltung „Ich-lasse-mich-fallen-und-genieße-einfach-nur“, und erlaubt sich das auch. Ihr ist dann nicht mehr wichtig, von wem welche Hand wo ist. Für sie ist es einfach „ein Gesamtgenuss“. Sie legt es darauf an, „stundenlang mit mehreren Männern“ Sex zu haben „und das kann ja biologisch auch nur ein sehr junger Mann“. Wenn man ältere Männer nehme, müsse man dann auch mehrere haben, meint sie lachend. Ihr Problem ist eher, dass sie nie richtig „fertig“ wird.


Coras erstes Erlebnis mit zwei Männern ist so schön, dass sie davon mehr will. Inzwischen hat sie regelmäßig Sex mit mehreren Männern, auch nacheinander. Mehrere Sexpartner gleichzeitig empfindet sie immer wieder als diffizile Angelegenheit, denn es gibt Männer, die ein Problem damit haben, wenn andere Männer dabei sind. Sie seien dann so empfindlich, „bei denen passiert überhaupt nichts mehr“. Wenn sie das mitbekommt, versucht sie die Situation so zu steuern, dass wieder Entspannung einkehrt. Cora vermittelt im Gespräch den Eindruck, dass sie meist mitten im „Gewühl“ ist, bezeichnet solche Erlebnisse allerdings nicht explizit als Gangb*ng.

Iris hat selbst so gut wie keine Erfahrung mit mehreren Männern. Sie hat sich Sex mit mehreren aber zumindest angesehen und findet, dass es einen gewissen Reiz hat. Für sie gibt es jedoch „Kopfkino und Realität“, zwei ganz verschiedene Ebenen. Ihre Fantasien will sie nicht unbedingt in der Realität ausleben, befürchtet sogar, dass ihr dabei „alles vergehen“ würde. Sie glaubt, dass sich Menschen, die Gangb*ngs anstreben, nur über die Bestätigung von außen erleben. Das habe für sie nichts mehr mit Liebe zu tun, sei eher ein „gegenseitiges Benutzen“. Einmal ergibt sich eine Art Vorspiel im Whirlpool, als zwei Männer ihr die Füße massieren. Als daraus mehr werden soll, verlässt der zweite Mann etwas gestresst den Raum.


Regina hat Vorstellungen von Sexspielen zu Dritt – mit Mann oder Frau, am liebsten mit ihrem Partner und einem weiteren Mann oder mit zwei anderen Männern, die ihr gefallen. Frauen findet sie auch attraktiv, und ist daran interessiert, auch Erfahrungen auf diesem Gebiet zu sammeln. Sie vermutet, dass es einfacher wäre, Erlebnisse mit einer Frau in ihre Beziehung zu integrieren und befürchtet Rivalität zwischen den Männern. Ein weiteres Motiv ist, dass sie ein unangenehmes Erlebnis von früher noch einmal „anschauen“ möchte. Ihr damaliger Partner holt ihre beste Freundin mit ins Bett. Regina kann sich nicht wirklich wehren, weil sie noch nicht selbstbewusst genug ist. So eine Situation möchte sie sich gern noch mal aus der heutigen Perspektive anschauen, wobei sie glaubt, dass dafür ein Swingerclub nicht der richtige Rahmen ist.

Sandy hat schon vor ihrem Swingerleben die Fantasie entwickelt, mit mehr als einem Mann Sex zu haben und ist bereits bei ihrem ersten Besuch von mehreren Männern umlagert. Inzwischen sind mehrere Männer gleichzeitig oder hintereinander ihre Vorliebe und die Clubbetreiber wissen, dass sie an einem Abend mit ihr mehr Männer als üblich einlassen können.

Gangb*ng ist in den Clubs, in denen sie verkehrt, regelmäßig als Motto ausgeschrieben. Sie nimmt aber auch an privaten teil, wenn sie den Organisator gut kennt. Seit drei Jahren hat sie einen Bekannten – auch über eine Erotik-Hotline – mit dem sie viel über Sex redet, aber keinen sexuellen Kontakt pflegt. Dieser ist ab und zu Gastgeber privater Gangb*ngs, ohne selbst daran teilzunehmen. Der letzte an dem Sandy teilnimmt hat das Motto „Kegelabend“. Sie ist stolz auf ihren bisherigen Rekord von 15 Männern. Danach ist sie körperlich einfach „fertig“. Ihr gefällt dabei, dass sie den Männern sagen kann, was sie „machen dürfen und müssen“. Schön ist für sie außerdem, als „Objekt begehrt zu werden“, und sich „von einem Mann nach dem anderen nehmen zu lassen“.

„Einen Dreier kann man bei jedem Swingerabend haben“,
sagt sie, „aber Gangb*ng kann nicht jeder.“ Es gäbe daher eingespielte Gangb*ng-Gruppen, die recht standhaft seien. Manchen gefiele es auch, „einer Frau den Rest zu geben“.

Natalias Erfahrung mit zwei Männern gleichzeitig ist „total schön“. Sie genießt es vor allem deshalb, weil „man da keinerlei Erwartung an dich hat, irgendetwas für einen der beiden zu tun“, außer sich einfach verwöhnen zu lassen.

Mehr als zwei Männer gleichzeitig hat sie sich noch nicht zugetraut, obwohl sie es ganz gern mal ausprobieren möchte, denn Fantasien in diese Richtung hat sie schon lange. Ob ihr die Umsetzung dann auch wirklich gefallen würde, bezweifelt sie allerdings etwas. Sie hat zwar gehört, dass Sex mit mehreren Männern eine ganz andere Qualität haben soll, befürchtet inzwischen jedoch, dass Quantität das sexuelle Erleben mehr „zu einer Sache“ machen würde. Ihr ist nach wie vor ganz wichtig, dass „eine kleine süße Verliebtheit für den Moment mit körperlichem Prickeln und ein nettes Gespräch“ Ausgangspunkte für einen intimen Kontakt sind. Im Club sieht sie einige Mal fast angewidert, wie so manche Solodame die Männer „reihenweise abräumt“. Weil sie „Wärme statt Mechanik“ bevorzugt, sieht sie ein eigenes konkretes Engagement in dieser Richtung eher kritisch. Trotzdem ist der Wunsch nicht ganz weg. Angebote hat sie genügend. Aber da ist auch noch ihr Schamgefühl.


ERGEBNISSE

Tine mag es, wenn Sex sich zu dritt sowohl mit einem Mann als auch mit einer Frau ergibt. Wichtig ist ihr dabei Zärtlichkeit. Sie macht ihrem Nachbarn zuliebe eine einmalige schlechte Erfahrung mit einem Gangb*ng.

Bei Anna muss alles stimmen. Da sie sehr wählerisch und sensibel ist, ist das Zustandekommen einer Dreierkonstellation nicht immer reibungslos. Sie hat aber ganz gerne mehr als einen Mann, wenn nicht gleichzeitig, so doch im Laufe eines Abends.

Lilly sucht die Fülle. Sie scheint ein Paradebeispiel für SHERFEYs weiter oben beschriebene Theorie der Unersättlichkeit zu sein (1974).

Cora berichtet keine besonderen Vorlieben und kann sich über mehr oder weniger Männer freuen. Sie ist aber regelmäßig mit mehr als einem Mann beschäftigt.

Iris hat nur ausgesuchte, exklusive Begegnungen im Club und trennt ganz bewusst die Ebenen Fantasie und Realität. Ihr Urteil über Gangb*ng-Teilnehmer ist weniger schmeichelhaft. Auch Cora löst bei ihr mit ihrem Männerkonsum regelmäßiges Befremden aus.

Sandy nimmt recht häufig an ausgeschriebenen Privat- und Club-Gangb*ngs teil. Sie lebt ihre Fantasien aus und genießt es, abwechselnd die Männer zu dirigieren und sich dominieren zu lassen. Sie ist stolz auf ihren Rekord, und ich habe den Eindruck gewonnen, dass dabei die körperliche Stimulierung etwas hinter der erregenden Szene zurücksteht. Ob sie wie beim „SHERFEY-Syndrom“ postuliert, angesichts eines Höchstmaßes an sexueller Sättigung sexuell ungesättigt bleibt, wurde leider nicht gefragt, aber auch nicht berichtet.

Natalia hat wie Tine und Anna gerne das Verwöhnerlebnis durch zwei Männer gleichzeitig. Hinsichtlich der Umsetzung ihrer Fantasie, mit mehr als zwei Männern Sex zu haben, ist sie noch sehr ambivalent. Ihr kritisches Urteil über Frauen, die sehr viele Sexkontakte am Abend haben, trifft sie quasi selbst.

Mit Ausnahme von Iris haben alle Frauen Erfahrungen mit mindestens zwei Sexualpartnern gleichzeitig und berichten von sehr positiven Erlebnissen.

Es geht weiter mit dem Thema ‚Erregung und Orgasmus‘

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Erfahrungswelt Swingerclub – Einzelaspekte / heute: Erregung und Orgasmus

Hier geht es um die Frage, ob im Club Höhepunkte erlebt werden, wie wichtig, wie einfach oder schwierig sie sind, und welche Qualität sie gegebenenfalls haben. Die Frauen erzählen allerdings unterschiedlich ausführlich, manche nur am Rande darüber.

Früher hat Tine nie einen Orgasmus. Und heute hat sie mit Männern „nicht all zu viele“. Sie versucht zwar immer einen zu erreichen, wünscht sich aber, dass es ganz einfach mal passiert. Trotzdem ist das nicht ihr primäres Ziel. Ein Clubbesuch ohne Orgasmus ist „auch in Ordnung“. Ihr Nachbar redet ihr ein, dass er immer mitzählt und immer genau weiß, wenn sie zum Höhepunkt kommt. Er erklärt ihr, dass es auch ganz stille, mehr ziehende Höhepunkte gäbe, die nicht unbedingt vom Genitalbereich ausgingen. Sie ist versucht, ihm zu glauben, bleibt aber skeptisch. Regelmäßige und sehr schnelle Höhepunkte erreicht sie durch tägliche Masturbation. Die Momente im sexuellen Kontakt, bei denen es lediglich zu einem „Ziehen von unten nach oben“ kommt, fühlen sich trotzdem „wunderbar“ an. Wenn es aber „ganz heftig“ ist, kommen ihr die Tränen. Sie erlebt Momente, nach denen sie hinterher „so richtig fertig und leer“ ist, obwohl „nichts Großartiges“ passiert ist. Es zieht, zittert, vibriert und eine innerliche Wärme ist da, aber nicht so, dass Entspannung eintritt. Trotzdem fühlt sie sich „rundum wohl“. Mit ihrem Ehemann erlebt sie das nie. Sie glaubt, weil er schon nach „zehn bis fünfzehn Minuten fertig ist.“ Sie selbst liegt anfänglich immer wie ein „Brett im Bett“, worüber er sich wiederum beklagt. Es verändert sich nichts Grundlegendes. Sie verspürt aber mittlerweile auch bei ihrem Mann „ein Ziehen im Unterleib“ und vermutet, dass das durch ihre tägliche Masturbation gewissermaßen ein Übungseffekt ist. „Ein bisschen was geben“ tut ihr der Sex mit dem Ehemann schon, doch nur wenn andere Männer ihre Brustwarzen berühren, dann ziehe ihr das „sonst wo hin“. Dass es im Club mit dem Orgasmus nicht so einfach und schnell geht, sei vermutlich durch die Fremdheit der Männer bedingt und durch ihr Bewusstsein, etwas Verbotenes zu tun. Wenn sie dazu noch denkt, dass „die“ sich „so viel Mühe“ geben und es jetzt unbedingt zum Gipfelerlebnis kommen müsste, passiert erst recht nichts mehr.

Anna kommt im Club kaum zum Höhepunkt. Orgasmen sind auch nicht ihr Ziel. Sie versucht sie eher zu vermeiden, weil sie das Verfolgen eines Höhepunktes mehr unter Stress setzt, als dass es ihr hilft. Sie hat mit Männern grundsätzlich eher selten einen Orgasmus. Sie registriert vielmehr, dass sich etwas gut anfühlt und kann das auch genießen, vor allem wenn ihre Vagina beim Sex weich und weit wird und dadurch „Kontakt und Animalität ausdrückt“. Orgasmen hat sie überwiegend alleine. Zusammen mit einem Mann setzt das eine gewisse Vertrautheit voraus, die in Clubs eher nicht gegeben ist. Einen schönen Orgasmus könne sie sich auch selber verschaffen. Wonach sie als Singlefrau mehr sucht ist Körperkontakt und Küssen. Einen Körper riechen und küssen können ist für sie ein wichtiges Auswahlkriterium. Anna ist allerdings verblüfft, dass sie dort auch mit Männern Verkehr haben kann, die sie nicht küssen würde. Sex sei dann aber „nicht SO gut“.

Lilly kennt das Phänomen multipler Orgasmen aus eigener Erfahrung. Sie ist im Club relativ schnell erregt und sehr weggetreten, weswegen sie auch einen Beschützer braucht. Trotz ausgiebiger manchmal stundenlanger Stimulierung und fortschreitender Erregung wird sie dennoch oft nicht „richtig fertig“, muss aber gelegentlich aufhören oder zumindest eine Pause einlegen, weil sie einfach durstig ist oder sich frisch machen möchte. Je mehr Sex sie hat, und je besser der Sex ist, umso erregter wird sie. „Fertig-Sein“ ist dann trotzdem nicht die maximale Erfüllung, sondern eher Erschöpfung. Wenn sie bessere Muskeln hätte, würde sie wohl nie fertig werden, glaubt sie.

Ein Orgasmus, sagt Cora, „ist so eine Sache“. Manchmal will sie einen, manchmal nicht. Sie sei „sehr empathisch“ und könne alleine durch das Zuschauen gerade bei mehreren Teilnehmern einen Orgasmus „übernehmen“. Manchmal reicht es ihr auch, wenn sie einen „geteilten“ Orgasmus erlebt. Der sei manchmal sogar schöner. Die „Krönung“ für Cora sind jene Begegnungen, bei denen sich Männer auf dieses Gefühl wirklich einlassen, gleichzeitig wahrnehmen, wo sie steht und dann mit ihr „zusammen auch ankommen“. Das ist sehr abhängig von den Umständen, der Tagesform, von ihr selbst und von ihrem Gegenüber.

Iris hat bisher wenige, aber immer sehr lustvolle Begegnungen. Einmal erlebt sie „Regenbogenorgasmen ohne Ende“, so dass sie zu ihrem ausdauernden Liebhaben sagen muss: „Ich kann nicht mehr!“ Sie ist überrascht, dass sie das so gut annehmen kann, ohne das alte Gefühl, etwas zurückgeben zu müssen.

(Eine ähnliche Erfahrung macht Regina anfänglich mit dem Callboy. Sie findet es entspannend, dass durch die klare Geschäftsbeziehung ein Leistungsdruck auf ihrer Seite ausbleibt.)

Sandy geht immer „mit Orgasmus nach Hause“. Meist erlebt sie mehrere im Laufe eines Abends, denn gerade ihre regelmäßigen Liebhaber sind sehr versiert und wissen genau, was sie gern mag. Da sie „wirklich gute Orgasmen präsentieren“ könne, sei es für die Männer ebenfalls sehr befriedigend. Die Klitoris stimuliert sie dabei oft selbst, denn „ohne das ist ein Höhepunkt schwierig“. Sandy ist beim Orgasmus immer sehr laut und ejakuliert gelegentlich. Das passiert ihr das erste Mal bei einer Frau, wobei sie denkt, sie sei inkontinent. Wenn Sandy mal nicht gleich einen Höhepunkt hat, lässt sie sich schon mal von einem erregten Mann mitreißen und spielt ihm zuliebe einen Orgasmus. Sie ist eine Frau, die ihren Sexpartnern genau sagt, „was sie braucht“, denn sie muss „schon ein bisschen mehr haben“, damit es auch klappt. Männer seien ihr dafür sogar dankbar. Früher sagt sie nie etwas zu ihren Partnern. Da ist sie noch zu schüchtern.

Sex und Orgasmen sind für Natalia „das beste Mittel“, um „fit zu sein“, genauso wie Lachen und Geselligkeit. Bei Ben kommt Natalia immer zum Höhepunkt; schon bei der ersten Massage. Inzwischen erreicht sie auch bei anderen Männern Orgasmen, denn die Männer im Club geben sich „SEHR viel Mühe“. Da sei die Frau an erster Stelle. Die „End-Befriedigung“ forciert sie aber, indem sie mithilft. Ihrer Erfahrung nach gibt es keine Frauen, bei denen es in der Missionarsstellung so einfach klappt. In ihrem Leben spielt sie nur ein einziges Mal einen Orgasmus vor, damit „endlich Schluss“ ist. Das lehnt sie normalerweise aus Prinzip ab.

ERGEBNISSE

Für Tine ist ein Orgasmus nicht das primäre Ziel. Sie strebt zwar danach, vor allem danach, dass es einfach passiert. Sie kann aber auch mit dem zufrieden sein, was sie tatsächlich erlebt. Das ist ganz unterschiedlich und reicht von einem leichten Ziehen bis hin zu Tränen und Erschöpfung. Jedenfalls ist es mehr, als sie zusammen mit ihrem Mann erlebt.

Anna hat nicht als Ziel, Orgasmen zu erleben und vermeidet sie eher. Sie genießt das Animalische des Aktes an sich. Ohne die Beteiligung eines Mannes erreicht sie ihren Orgasmus einfacher.

Lilly scheint, wie oben schon erwähnt, MARY JANE SHERFEYs Theorie (1974) zu bestätigen. Sie bleibt angesichts eines Höchstmaßes an sexueller Sättigung sexuell ungesättigt. Das Ende der sexuellen Betätigung wird durch ihre Muskelkraft bestimmt.

Cora spricht vor allem von empathischen, übernommenen und geteilten Orgasmen. Ein realer Orgasmus ist ihr nicht immer wichtig. Manchmal erlebt sie gemeinsame Höhepunkte.

Auch Iris berichtet von einem „SHERFEY-Orgasmus“. Das Eindrucksvollste bei diesem Erleben ist für sie vor allem, dass sie die einseitige Stimulierung so gut annehmen kann.

Sandy erlebt zwar keine multiplen Orgasmen, aber in der Regel mehrere an einem Abend. Das unterstützt sie selbst durch Klitorisstimulation. Gelegentlich stimmt sie mit ein, wenn der Mann einen mitreißenden Höhepunkt erlebt, ohne selbst so weit zu sein. Vielleicht ist das Coras „geteilten“ oder „empathischen“ Orgasmen ähnlich.

Natalia kommt regelmäßig zum Höhepunkt. Ihre Liebhaber geben sich viel Mühe, und sie weiß, wie sie das unterstützen kann.

Weiter geht’s mit dem Thema ‚Sex und Liebe‘.

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Erfahrungswelt Swingerclub – Einzelaspekte / heute: Sex und Liebe

Hier geht es um die Fragen, ob Liebe und Sex bewusst oder notgedrungen getrennt werden, welche Bedeutung die Liebe im Club oder/und im Privatleben hat, und welche Sehnsüchte in dieser Hinsicht existieren.

Tine macht ihre wichtigsten Erfahrungen im Club als verliebte Frau. Sie hat bisher drei exklusivere Clubbeziehungen, die allerdings sehr einseitig wirken. Den stärksten Sog übt nach wie vor ihr Nachbar aus, mit dem sie sich inzwischen auch wieder regelmäßig trifft. Als sie sich einmal sehr verliebt fühlt und den Eindruck gewinnt, er liebe sie auch, entgegnet er brutal: „Wegen der Liebe sind wir nicht hier, wir sind wegen Sex hier.“ Sie ist schockiert. Sie wehrt sich aber auch weiterhin nicht und macht alles mit, obwohl sie fühlt, dass sie einfach mal Nein sagen sollte.

Die zweite Beziehung entsteht, weil er sich lange Zeit von ihr zurückzieht. Die dritte, weil sich dieser Nachfolger wiederum von ihr trennt. Tine stellt fest, dass sie „doch wohl wieder zu viel Herz investiert“ hat. Sie ist desillusioniert und denkt, dass man im Club wohl keine Männer findet, bei denen alles zusammenpasst, obwohl „man da ja alle durchtesten kann“.

Zum Gesprächszeitpunkt ist Tine wieder mit einem recht jungen Mann alle 14 Tage im Club. Nach einer Woche Warten ist sie gerade „ziemlich am Boden“ und stellt fest: „Holla, schon wieder auf dem besten Wege, da mehr einzubringen als gewollt.“

Tine strebt also vorrangig Sex gepaart mit Liebe an und trennt eher Eheroutine und Leidenschaft. In ihrer Ehe hat sie zwar Verbindlichkeit, aber Sex ohne Leidenschaft. Im Club dagegen erlebt sie Leidenschaft gepaart mit Unverbindlichkeit, was allerdings nicht ihr erklärtes Ziel ist – ganz im Gegenteil!


Anna wünscht sich grundsätzlich schon eine Verbindung von „Sex und Herz“, verliebt sich aber nur selten. Das klassische Kennenlernen – „sich ein paar Mal treffen und noch mal und noch mal, und sich dann verlieben“ – passiert ihr seit Jahren nicht mehr. Sie hat aber keinen Leidensdruck dadurch, denn es fällt ihr leichter, nichts anderes als Sex zu erleben, wenn sie sich für etwas entscheiden muss. Wenn sie Lust auf Sex hat, weiß sie, dass sie das „in so einem Club leben kann“ und empfindet das eher „als Bereicherung und nicht als etwas Schlimmes“.

In einen jungen Mann, den sie einmal über eine Kontaktanzeige in einem Swinger-Forum kennen lernt, verliebt sich aber sofort, obwohl ihr klar ist, dass es „keine Konstellation zum Verlieben“ ist. Sie treffen sich einige Male. Zu mehr ist er nicht bereit. Die Affäre endet bald.

Zum Jahreswechsel lernt Anna in einem Tantra-Seminar einen Mann kennen. Sie empfindet mehr als Verliebtheit. Mit ihm ist es vertraut und schön, und Sex hat „so etwas Spielerisches“. Wenn sie an ihn denkt, wird sie traurig, denn er hat seinen Besuch abgesagt. Aktuell hat sie eher das Gefühl, dass sie sich nicht wieder sehen. Sie fühlt sich noch zerrissen, denn sie wünscht es sich schon. Er will indessen die Begegnung als Erinnerung „so stehen zu lassen“. Sie will sich daher nicht in Wünschen verlieren, die möglicherweise nur deshalb da sind, „weil der andere so weit weg ist“. Sie spürt, dass eine innere Distanz mit der räumlichen Entfernung zunimmt und die Leidenschaft nicht aufrecht zu erhalten ist.

Freundinnen sagen ihr, dass sie sich nicht vorstellen können, Sex ohne vorherige emotionale Bindung zu haben. Sie dagegen stellt fest, dass Swingerclubs und die Unverbindlichkeiten im Kontakt mit Männern, ihr erleichtern, sexuell zu experimentieren oder animalische Lust zu zeigen. In Beziehungen traut sie sich bisher nicht, sich mit allen Facetten ihrer Sexualität zu offenbaren. Mit dem Mann aus der Ferne ist das allerdings anders. Da kann sie auch erkennen lassen, dass sie Lust auf ihn und seinen Körper hat. Ein wenig traurig ist sie darüber, dass es im Club nur die sexuelle Lust gibt – aber immerhin!

Lilly trägt im Club einen „Keuschheitsgürtel“ um ihr Herz, denn die Wahrscheinlichkeit, dass es dort ein Mann haben will, schätzt sie gering ein. Erst wenn ihr ein entsprechender Mann ernsthafte „Avancen“ machen würde, würde sie versuchen, ihr „Herz etwas zu öffnen“ – allerdings nicht im Club.

Sie ist davon überzeugt, dass auch Frauen Sex und Liebe gut trennen können. Nur bei Männern im eigenen Bett fällt ihr das tendenziell schwer. Zusammen schlafen und einschlafen ist für sie so intim, dass dabei die Gefahr besteht, sich zu verlieben. Wenn sie nachts aufwacht, den Mann neben sich registriert und dann auch noch das Aufwachen schön ist, ist schnell ihr „Herz verloren“. Sie fühlt sich dann ganz verletzlich und angreifbar. Wenn sie aber im Club Sex hat, dann ist es ausschließlich Sex. Sie erlebt zwar auch intime Momente, meist im Sinne von freundschaftlich, erlebt das Danach aber auch häufig sehr „kumpelmäßig“.

Seit sie regelmäßig in den Club geht, kommt es nur noch vereinzelt zu Affären, aber nicht mehr in ihrem Bett. Bei einem ernsthaften Kandidaten und beidseitiger Verliebtheit möchte sie den konventionellen Ablauf abwarten: Erst ausgehen und Sex frühestens beim dritten Date. Sie „datet“ nach wie vor, geht dabei aber sehr viel langsamer vor und nimmt sich die Zeit, jemand wirklich kennen zu lernen und „die Zeit des Flirtens, des Knutschens, des scheuen Annäherns zu genießen“. Früher ist sie da viel schneller. Da ist der Antrieb nicht selten reine Lust, und hinterher bereut sie die entstandene Affäre manches Mal. Sie unterscheidet inzwischen ganz klar ihre Sehnsucht nach Partnerschaft und ihre allmonatliche „Geilheit“. Allein die Option auf einen Clubbesuch zu haben, reicht ihr inzwischen zur „Beruhigung“ oft schon aus.

Sex im Club und in Beziehung ist für sie wie „zwei Sportarten“, ein Unterschied wie „Traktor fahren und Auto fahren“. Wenn wirklich Verliebtheit oder Liebe mit im Spiel ist, dann ist für sie Sex „eine-Verbindung-eingehen“ und „eine ganz besondere Form von Kontakt und Verschmelzung“. Im Club ist Sex „wie Knöpfe-Drücken“. „Man drückt bestimmte Knöpfe, damit bestimmte Gefühle entstehen“. Dabei ist für Lilly der Partner fast egal. In gewisser Weise benutze sie die Männer im Club, aber innerhalb einer „Win-Win-Situation“. Niemand macht im Club etwas gegen seinen Willen und alle Beteiligten haben ihren Spaß. Zuerst denkt sie, sie sei wahllos. Sie empfindet sich aber eher tolerant, denn sie schenkt Menschen häufiger „den zweiten Blick“. Trotzdem würde sie den verheirateten Mann aus Budapest, den sie sehr gern mag, „im richtigen Leben nicht angucken“, nicht nur weil er Familie hat, sondern auch, weil er kleiner als sie ist.

Ihr Bedürfnis nach Herzensverbindung wird zu einem guten Teil von ihren zahlreichen Freundinnen abgedeckt. Der Kontakt zu ihnen „befriedigt ziemlich viel Sehnsucht nach Intimität, auch wenn man sich da nicht alles erzählt“. Sie ist gegen „Besser-als-nichts-Männer“ und nicht mehr zu faulen Kompromissen bereit.


Cora trennt bewusst nicht zwischen Sex und Liebe und entwickelt ihren jeweiligen Sexpartnern gegenüber Gefühle von Liebe und Zuneigung. Das begrenzt sich für sie meist auf den Zeitraum der Begegnung, nicht aber auf die Intensität. Das Gefühl ist ohne Erwartung. „Ein inneres Umarmen“ nennt sie das – „jemand angucken, wahrnehmen, akzeptieren, die Schönheit sehen“. Wenn sie mit jemandem Sex hat, entwickelt sich dieses Gefühl immer automatisch. Sie möchte sich „teilen“ und in solchen Momenten nicht abblocken, nur weil sie einen Lebensgefährten hat. Auch wenn sie die Männer anschließend nie wieder sieht, ist es doch „reiner Genuss“ im „Hier und Jetzt“ für sie. Es gibt Männer, da freut sie sich „tierisch“, wenn sie sie wieder sieht. Manche trifft sie auch außerhalb des Clubs und pflegt eine entspannte Affäre, die ihre eifersuchtsfreie Partnerschaft gut verkraftet.

Für Cora gibt es „nichts Schlimmeres als Eifersuchtsszenen“. Für sie und ihren Partner ist das kein Thema. Jeder darf machen „was er will“. Trotzdem ist ihr Arrangement „keine unverbindliche Wohngemeinschaft“. Sie liebe ihn, habe aber kein Besitzrecht an ihm, und er nicht an ihr. Für Clubbesuche sind keine Absprachen nötig. „So wie es kommt ist es gut“. „Es belebt die Partnerschaft“, sagt sie. Wenn sie nach einem Clubbesuch nach Hause kommt, hat sie ein ganz anderes Auftreten, als wenn sie immer nur zu Hause wäre und das „immer nur mit dem einen Mann“. „So ist da eine Balance drin“. Monogame Beziehungen sind nicht mehr „ihr Ding“. Sie will sich und ihre Bedürfnisse nicht mehr verstecken.

Manchmal geht es bei Coras Begegnungen um etwas Anderes, nicht um Liebe und nicht um Sex, sondern um „ein Stück Erweiterung“. Es beginnt dann zwar auf einer sexuellen Ebene, endet aber „ganz woanders“. Sie glaubt, dabei gehe es nicht um sie, sondern um den, der eine Begegnung will. Sie trifft kürzlich einen Mann im Club, sitzt mit ihm zusammen, sie reden eine zeitlang und schauen sich dabei in die Augen. Sie weiß nicht WAS da stattfindet, sie weiß nur, dass da ein starker Austausch über die Augen erfolgt ist. Danach sieht sie ihn nie wieder.

Für Iris geht es bei Berührung immer um Liebe. Auch bei einem Besuch im Swingerclub steht für sie Liebe „da drüber“. Liebe umfasst für sie alles, was mit Sinnlichkeit zu tun hat: Das Wahrnehmen, das Entdecken, und das Berühren von Lebewesen. Das kann auch ihr Kater sein.


Regina muss Sex und Liebe notgedrungen voneinander trennen, denn bei ihrem Partner verabschiedet sich das Begehren mit der zunehmenden Liebe.

Als ein zentrales Problem erkennt sie, dass es für manchen Mann wohl schwer ist, „in der Frau, die sie lieben, die Hure zu sehen“. Die „innere Hure“ ist für Regina ein wesentlicher Bestandteil ihrer Sexualität. „Immer nur heilig – ist nur halb“, findet sie. Außerdem ist für sie geteilte Sexualität, vor allem wenn viel „Herzensnähe“ im Spiel ist, „die letzte Bastion, wo man alles gibt“.

Sie will wieder beides – Sex und Liebe. Nach vielen, bisweilen frustrierenden Versuchen, die gemeinsame Sexualität zu beleben, will sich Regina nun endlich wieder von einem Mann begehrt fühlen, auch wenn es nicht ihr eigener Mann ist. Sie riskiert viel, als sie sich im vergangenen Jahr auf ein heftiges erotisches Liebesabenteuer einlässt. Zuerst verheimlicht sie ihren Lösungsversuch, konfrontiert ihren Partner dann aber doch, denn ihr Herz wurde mehr als beabsichtigt berührt. Sie erlebt einen „sehr hohen Öffnungsgrad“ im sexuellen Bereich, denn zu der Verliebtheit explodiert ihre aufgestaute Sexualität geradezu.

Der Gedanke an einen Swingerclub kommt auf, weil ihr die Wahrscheinlichkeit, sich dort in eine leidenschaftliche Affäre mit starker emotionaler Beteiligung zu verstricken, verhältnismäßig gering erscheint. Trotzdem ist da noch ein großer Wunsch nach „exklusiver Intimität“.

Im Swingerclub würde sie auch erst einmal keine sexuelle Vereinigung wollen, denn das ist für Regina der Punkt, wo möglicherweise wirkliche Intimität stattfindet. Das hängt auch vom Öffnungsgrad ihres Gegenübers ab. Wenn beide offen sind, findet Begegnung statt, und wenn dazu gegenseitiges Gefallen und „eine übereinstimmende Sprache in der Sexualität“ kommt ist das für sie „wundervoll“. „Dann fließt es geradezu so ineinander“. Sie findet dann schon Küssen „derartig verschmelzend und intim“, dass dadurch eigentlich schon die Vereinigung beginnt. Sie ist sich noch nicht klar, was in dieser Hinsicht im Club auf sie zukommen würde, wie emotional es da wird, ob sie Sex in „geballten Form“ aushält oder „nur in kleinen Portionen“. Sie kann Sex bisher gar nicht so recht ohne emotionale Beteiligung haben. Andererseits weiß sie, wenn sie bestimmte Sachen macht, „dann ist die Emotionalität sofort da“. Dann entsteht da auch „auf eine Art Liebe oder eine Verliebtheit“.

Beim Sex im Club hat Sandy die Haltung, dass sie den Mann, den sie gerade bei sich hat, in diesem Moment auch liebt. Das ist ihr vertraut, da sie „eh nie monogam“ ist. Am nächsten Abend liebt sie wieder jemand anderen und hat Sex mit ihm. Bei einem ihrer regelmäßigen Begleiter könnte sie sich durchaus eine Liebesbeziehung vorstellen, wenn er nicht gebunden wäre. Sie kann das aber gut trennen. Wenn sie weiß, dass ein Mann vergeben ist, dann bleibt das Herz eben bei ihr, und Sex ist im Vordergrund. Sie hätte aber schon gerne einen festen Liebespartner, mit dem sie „die Swingerei“ ausleben könnte, denn wenn man einmal damit angefangen habe, könne man es nicht mehr lassen.

Natalia sagt ganz deutlich, dass sich nicht mehr verlieben möchte und wohl auch nicht mehr in einer Beziehung leben wird, denn sie will nie wieder Trennungsschmerz erleben. Außerdem schätzt sie inzwischen die Vorzüge eines selbstbestimmten Singlelebens. Trotzdem ist ihr nach wie vor wichtig, dass „eine kleine süße Verliebtheit für den Moment mit körperlichem Prickeln und ein nettes Gespräch“ Ausgangspunkte für einen intimen Kontakt im Club sind.

ERGEBNISSE

Tine trennt Sex und Liebe nicht strikt, sondern notgedrungen, denn sie sucht beides. Trotzdem hat sie im Club auch Sex mit Männern, die sie nicht liebt. Dann geht es um Dinge wie Lust auf Körperkontakt und Zärtlichkeit und um Selbstbestätigung.

Anna tendiert inzwischen dazu, sich mit einem Leben ohne feste Liebesbeziehung abzufinden. Es fällt ihr leichter, nur reinen Sex zu haben. Im Club geht es ihr mehr um den intensiven Augenblick. Sie spricht dabei nicht von Emotionen, lässt sich aber nur ganz gezielt mit Männern ein, am liebsten mit solchen, die sie gerne küssen und riechen mag. Sie findet es aber schade, dass Swingerclubs nicht tantrisch sind und kaum Begegnungen mit Herzbeteiligung ermöglichen.

Lilly schützt ihr empfindliches, sehnsüchtiges Herz und trennt daher im Club strikt zwischen reinem Sex und Herzensbeteiligung. Sie geht mit diesem Thema bewusst ganz männlich um.

Cora lebt im „Hier und Jetzt“ und ist frei von Besitzdenken, sie fühlt Liebe zu allem als unablässigen Strom in sich und daher auch bei ihren Begegnungen im Swingerclub.

Bei Iris ist das ganz ähnlich.

Sandy ist da recht pragmatisch. Sie geht einfach davon aus, dass sie einen Mann, der für sie so ansprechend ist, um Sex mit ihm zu haben, im Moment auch liebt. Sie weiß, wie flüchtig bei ihr Liebesgefühle sind und sich wie Schmetterlinge auf die nächste Blüte setzen.

Natalia reicht Sympathie mit Bauchkribbeln vollkommen aus. Aber ohne geht’s nicht. Sex ist für sie, unabhängig davon, einfach ein natürliches Grundbedürfnis wie Schlafen und Essen. Eine feste Verknüpfung mit Liebe hat für sie allein daher weniger Bedeutung.


Das nächste Thema behandelt die
Mitwisser.

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Erfahrungswelt Swingerclub – Einzelaspekte / heute: Mitwisser

Hier geht es um einen kleinen eher bescheidenen Eindruck vom sozialen Umfeld und die Eingebundenheit darin und um den Umgang mit Erfahrungen, die üblicherweise vor Mitmenschen eher verborgen werden.

Tines Ehemann hat immer noch keine Ahnung, denn sie chattet und telefoniert nur im Büro. Ihre Bekanntschaften im Chat und am Telefon wissen von ihrem Swingerleben, denn das ist häufiger Gesprächsthema. Die Arbeitskollegin weiß inzwischen auch einiges über ihr Doppelleben. Tine weiht sie ein, weil sie denkt, dass die eher ängstliche und etwas prüde Frau von Berichten aus dem Swingerleben profitieren könnte. Darüber hinaus teilt sie ihr Geheimnis zwangsläufig mit dem Nachbarehepaar. Eine ‚beste Freundin’ scheint Tine zu fehlen.

Anna sagt: „Das geht niemand was an“. Sie erzählt es aber schon mal in ihrem Bekanntenkreis. Ein paar Freundinnen wissen inzwischen Bescheid. Eine spielt zögerlich selbst mit dem Gedanken, denn sie findet das prinzipiell gut und bewundert Anna dafür. Eine andere fragt auch mal nach. Aber viele wollen nicht so recht etwas davon wissen. Für die meisten ist „das“ ohne Liebe gar nicht möglich. Anna konnte bisher also auch niemanden dazu inspirieren, es einmal selbst auszuprobieren. Bei den Tantra-Treffen entwickeln sich eher Gespräche in diese Richtung. Da erzählt sie es auch eher mal einem Mann. Außerhalb diese Kreises jedoch nicht. Im Club hat sie bisher noch nie jemanden getroffen, den sie aus ihrem Alltag kennt. Es wäre ihr äußerst unangenehm, dass jemand denken könnte: „Die hat es wohl nötig!“ Das Allerschlimmste wäre aber, dort einen ihrer Auszubildenden anzutreffen.

Lilly hat von Anfang an ihre Begleiterinnen als konspirative Mitwisserinnen. Zu Beginn spricht sie darüber hinaus mit niemandem über Ihre Clubbesuche. Später lässt sie es ganz dezent in manche Gespräche mit Freundinnen einfließen. Sie hat auch sehr „moralische Freundinnen“, die so etwas nicht gut finden würden. Mittlerweile wissen es aber alle.

Wenn es sich ergibt, sagt Cora etwas, wenn nicht, dann nicht. Sie erzählt beispielsweise ihren Eltern nicht von sich aus, dass sie in einen Swingerclub geht. Aber wenn sie nachfragen würden, was für ein Club das ist, würde sie es durchaus beschreiben. Eine ihrer Schwestern findet bereits ihre Internetseite anstößig. Die andere Schwester sagt: „Ich müsste eigentlich mal mitkommen“. Cora versteckt sich nicht und steht dazu, muss es aber „auch nicht an die große Glocke hängen“. Ihre Kinder erfahren entwicklungsangepasst zunehmend detaillierter von ihrem Swingerleben und wissen inzwischen, „was da passiert“. Sie erzählt es lieber selber, als dass es ihnen irgendwie unkontrolliert zugetragen wird. Es ist Cora ganz wichtig, dass sie darüber auch vermittelt, dass man tun soll, was man selbst für richtig hält, und dass sie keine Geheimnisse vor ihnen hat und sie nicht ausgeschlossen sind. Sie sollen auch erfahren, dass Sex etwas Positives ist.

Iris macht aus ihrer Neuentdeckung kein Geheimnis. Jedem, der etwas darüber erfahren möchte, gibt sie bereitwillig Auskunft. Auch ihre Tochter ist über Swingerclub-Besuche im Bilde. Ihre Klienten erfahren bei Bedarf ebenfalls von dieser Möglichkeit, zu lustvollen Erfahrungen zu kommen.

Dass sich Regina mit dem Gedanken trägt, einmal alleine einen Swingerclub zu besuchen, wissen auf jeden Fall mindestens zwei ihrer Freundinnen. Der Partner ist darüber erst vage im Bilde, denn sie will ihm seinen Wunsch, ihm vorher über ihre Absichten Bescheid zu sagen, nicht so gerne erfüllen.

Einige Freundinnen von Sandy wissen über ihr Swingerleben Bescheid. Für sie würde das zwar nicht infrage kommen, denn die meisten sind verheiratet, aber sie fragen schon mal nach, „wie es im Club so war“. Ihre Familie soll es „auf keinen Fall“ wissen. Das will sie auch nicht, denn ihre Mutter würde sicher „im Quarree springen“. Obwohl sie als Swingerin einen Fernsehauftritt hatte, geht sie davon aus, dass niemand etwas weiß, auch ihre Arbeitskollegen nicht. Das soll auch so bleiben. Beim Filmen dachte sie noch, sie habe in ihrer unkündbaren Stellung auch nichts zu verlieren. Heute sieht sie das etwas anders.

Natalia „will nicht lügen“. Mit ihrem Bruder, der Arzt ist, redet sie darüber. Und dieser „findet das voll in Ordnung“. Ihr Vater würde sie wohl enterben, wenn er es erführe. „Eine Handvoll“ ihrer Freunde und Bekannten weiß es inzwischen auch, und manche gehen mittlerweile selbst „schon mal irgendwo hin“. Drei Freundinnen wissen genau Bescheid, und ihre ehemalige Schwägerin will sogar einmal mitkommen. Ihrem Sohn sagt sie nur, sie treffe sich in einem Single-Club. Das sei wenigstens eine Halbwahrheit und nahe an der Wahrheit dran. Aber er würde zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verstehen, warum seine Mutter in einen Swingerclub geht. Im Labor weiß es niemand, aber ihrer Nachbarin gesteht sie freimütig den Grund ihrer guten Laune.

Obwohl Natalia inzwischen aus ihrem Freundeskreis Anfragen zwecks gemeinsamen Clubbesuchs hat, geht sie konsequent alleine dort hin. Ihr ist zwar klar, dass man im Club dann auch getrennte Wege gehen kann, sie will aber niemanden „an der Backe haben“ und vollkommen unbelastet und frei agieren können.

ERGEBNISSE

Bis auf Tine, die außerhalb des Swingerclubs keine wichtigen Frauenfreundschaften erwähnt, ziehen alle Gesprächspartnerinnen zumindest eine Freundin ins Vertrauen. Tine wiederum ist die Einzige, die eine Arbeitskollegin einweiht.

Am großzügigsten ist Cora, die sogar ihre Eltern informieren würde, wenn diese etwas darüber wissen wollten.

Auch für Iris sind die entdeckten Swingerfreuden kein Geheimnis – im Gegenteil.

Natalia ist ebenfalls sehr großzügig, hat aber ganz klare Grenzen.

Anna teilt sich nur vereinzelt Freundinnen und in ihrer Tantragruppe mit.

Sandy schließt Verwandte und Arbeitskollegen als Mitwisser aus, wurde aber ohne Maske in einer Reportage gezeigt.

Lilly macht aus ihren monatlichen Besuchen kein Geheimnis mehr. Sie meint sogar, inzwischen wissen es alle. Ob dieser große Kreis von Eingeweihten auch die Eltern einschließt, ist allerdings nicht klar.

Weiter geht es mit dem Thema ‚Persönliche Bedeutung der Einrichtung Swingerclub‘.

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Erfahrungswelt Swingerclub – Einzelaspekte / heute: Persönliche Bedeutung der Einrichtung ‚Swingerclub‘

Hier geht es um die abschließenden Fragen, welche Bedürfnisse die Frauen in einem Club befriedigen wollen und können und welche Vorteile und gegebenenfalls Nachteile sie dieser Einrichtung beimessen. Gerade bei diesem Blickwinkel kommt es häufiger zu Wiederholungen von bereits erwähnten Details.

Bei ihren Solobesuchen sucht Tine in erster Linie den „Kick“ und das „Prickeln“, etwas „Verbotenes“ zu tun. Manchmal ist das gepaart mit dem Gefühl, ihren Mann zu bestrafen, „nach dem Motto: Das hast du jetzt davon!“ Denn sie will Sex „gern etwas öfter und mehr und länger“. Doch zeitweilig findet Tine die Männer im Club auch nicht viel potenter und einfühlsamer als ihren Ehemann. Sie hat aber zumindest eine Auswahl an Männern und Kombinationsmöglichkeiten, beispielsweise Männer, die zwar nicht ausdauernd, dafür aber sehr zärtlich sind.

Wenn die Auswahl nicht groß ist, liegt für sie der Reiz in der Clubatmosphäre. Man kennt sich, die Betreiberin ist nett, und sie fühlt wohl – meistens. Denn bei ihren Solobesuchen ist sie latent auf der Suche nach einem Mann für eine exklusivere Beziehung, wo eben „beides zusammenpasst“ – Sex und Liebe oder zumindest Leidenschaft – wie bei ihrem Nachbarn. Aber sie muss sich eingestehen, „solche Männer findet man da wohl nicht.“

Abgesehen von dieser Motivation, sucht sie den Club auch auf, wenn sie ausgelaugt und lustlos ihrem Alltag entfliehen will. Sie kann sich im Club dann „gehen lassen“, „abschalten“ und alles, was draußen ist, vergessen, auch wenn sie den ganzen Abend nur am Tresen sitzt, ein Glas Wein trinkt und sich unterhält. Sie muss nicht unbedingt Sex haben. Manchmal will sie auch einfach fremde Menschen um sich und für niemanden erreichbar sein.

Sie bleibt aber selten lange allein, denn es gibt meistens aufmerksame und auch zärtliche Männer, die sie gerne verwöhnen. Und so manches Mal kümmern sich gleich zwei Männer um sie, was sie ganz besonders genießen kann.

Sie stellt fest, dass die Clubbesuche „schon fast wie eine Sucht sind“, und versucht sich zu mäßigen oder ganz damit aufzuhören. Aber es ist „dieses Ausklinken“, was so schön für sie ist.


Anna
schlägt sich die erste Zeit mit Konflikten herum, bis sie sich Clubbesuche zugesteht. Sie bemerkt aber bald, dass sie an „dieser Art von Selbstinszenierung im Club“ und am Sex mit mehreren Männern Spaß hat. Was ihr im Club auch sehr gut gefällt, ist die Kontaktfreude und Authentizität der Menschen. Keiner tut aufgesetzt cool; die Leute sind offen und „man wird angesprochen“.

Allerdings findet sie, „ein tantrischer Swingerclub – das wäre schöner!“ Denn manchmal findet sie es im Club so ernsthaft – „das Manipulieren an den Geschlechtsteilen. Die Menschen lachen nicht, sie haben auch ganz wenig Ganzkörperkontakt, sondern befummeln sich gegenseitig“.

Zu einem optimalen Abend gehört für sie die „Freude an der Begegnung“, „auch Leichtigkeit“, und das „wirklich miteinander in Kontakt sein.“ Ein Orgasmus ist ihr nicht wichtig; den erreicht sie alleine besser. Was sie als Singlefrau stärker vermisst ist: „einen Körper anfassen, auf sich fühlen und küssen“. Küssen und Riechen ist ihr überaus wichtig. Anna schaut gezielt nach Männern, die sie küssen kann, ist aber verblüfft, dass sie dort auch mit Männern Sex haben kann, die sie nicht küssen würde. Das ist dann aber „schon nicht SO gut!“

Sie achtet dabei auf ihre Grenzen und ist im Neinsagen sehr geübt, denn sie hat den Eindruck gewonnen, dass man als Frau sehr auf sich aufpassen muss, gerade weil sie beim Sex auch ihre Grenzen erweitert und manches ausprobiert. „Ich könnte in einen Club gehen und mich da hinlegen wie ein totes Stück Fleisch, und es würde da Männer geben, die mich noch vögeln würden“. An Tagen, an denen niemand Passendes im Club ist, geht sie dann ohne Sex, aber schon ein bisschen enttäuscht nach Hause.

Im Moment wünscht sie sich mal wieder eine dauerhaftere Beziehung, will aber das, was sie an ihrem Singleleben schätzt, nicht aufgeben. Sie ist „nicht sehr bereit, Kompromisse zu machen, nur um einen Mann zu haben“. Wenn sie sich entscheiden kann, fällt es ihr leichter, nur Sex zu haben. Sie verliebt sich auch selten. Weshalb sie vorrangig einen Mann haben will, ist Sex. Deshalb geht sie in Clubs. Durch den Tod der Großmutter wird ihr klar, dass ihr Leben nicht so „dahinplätschern“ soll, bis sie eines Tages selber stirbt. Und seit sie ihre Sexualität im Swingerclub auslebt, hat sie „wirklich ein viel besseres, schöneres, reicheres Leben“ als das, was sie in stabilen und langjährigen Beziehungen ohne Leidenschaft und Lebendigkeit hatte. Was sie jetzt an Begegnungen hat, ist für den Moment oft ganz leidenschaftlich und intensiv, aber eben nicht von Dauer. Vorher wusste sie gar nicht, „was intensive Momente sind“. Nachdem sie ihre eigene Lust entdeckt hat, kann sie sich inzwischen auch mit dem männlichen Pe-nis, den sie früher eher befremdlich fand, auseinandersetzen und hat sogar Gefallen daran gefunden. Sie bemerkt auch, dass es ihr, ohne emotionale Bindung zu den meist jungen Männern im Club, viel leichter fällt, sexuell zu experimentieren und sich „mit allen Facetten“ in ihrer Lust zu zeigen.

In den Clubs sind die Männer „natürlich geil, und man kriegt mal was Nettes gesagt“. Aber es fehlt ihr dabei so etwas heilsam Spielerisches, was sie in ihren tantrischen Begegnungen erlebt. Darüber ist sie traurig. Das bekommt sie im Club nicht. Dort bekommt sie „etwas anderes“, findet es aber „schon schade!“

Lilly zieht schon nach dem ersten Besuch vier Hauptergebnisse aus der anschließenden gemeinsamen Auswertung: 1. „Es war ein Ganzkörper-Erlebnis“ und ein gutes Gefühl, „einfach ausgelaugt und befriedigt“ zu sein. 2. „DAS war was anderes“ als ein One-Night-Stand. 3. Sie wurden „wahnsinnig respektvoll behandelt“. Und 4. „Es ist SO einfach!“

Sie findet vor allem die Möglichkeit „phänomenal“, jederzeit Nein sagen zu können, sich selbst den Genuss zu erlauben, ohne daran zu denken, was der Partner will und „gleichzeitig so ein Symphonie-Orchester aus mehreren Männer zu dirigieren.“ Und dazu kommt man im Club ganz einfach. Vorher musste sie sich „stundenlang aufrüschen“, „stundenlang in verrauchten Kneipen ‚rumstehen“, um danach „einen betrunkenen Typen mit nach Hause zu nehmen, der es eh nicht mehr bringt!“ Im Club kann sie sich als Frau sogar aussuchen, was sie möchte. Und Lilly „mag es einfach stundenlang“ – bis zur körperlichen Erschöpfung. Sie legt es daher im Club darauf an, sexuell mit mehreren Männern zu verkehren – gleichzeitig und nacheinander, denn ihren Ansprüchen wird kaum ein einzelner Mann gerecht. Dabei ist ihr nicht so wichtig, von wem die unterschiedlichen Berührungen stammen. Für sie zählt der „Gesamtgenuss“. Sie lässt sich fallen und genießt einfach nur. Seit sie den Raum mit den Spiegeln entdeckt hat, genießt sie zudem den Sex mit sich selbst. Sie hat nämlich entdeckt wie „überirdisch“ schön sie in ihrer „raubtierhaften Geilheit“ aussieht. Das fasziniert sie, gerade weil sie sich gelegentlich hinsichtlich ihres Äußeren mit Unsicherheiten und Hemmungen herumschlägt.

Im Club sucht sie nicht die intime Begegnung mit Herzbeteiligung – das wäre ihr zu gefährlich – sondern reinen Sex; eigentlich „wie ein Mann“. Sie geht auch nur hin, wenn sie nichts anderes will. Sex im Club ist dann „wie Knöpfe-Drücken“. „Man drückt bestimmte Knöpfe, damit bestimmte Gefühle entstehen“. Sie nimmt sich das, was sie braucht. Dabei ist ihr der Partner ziemlich egal. In ihren Beziehungen war Sex etwas völlig anderes – wie „zwei Sportarten“. Da zählt vor allem der Aspekt der Intimität. Es gibt im Club schon auch intime Momente, wenn sie hinterher mit einem Liebhaber noch auf dem Bett liegt und redet. Doch das ist eher freundschaftlich, oft sogar „kumpelmäßig“.

Obwohl Lilly beim Sex viel mehr nimmt als gibt, betrachtet sie das als „Win-Win-Situation“. Die Männer haben einen „freien Willen“, und außerdem gibt es ihnen, wie sie regelmäßig zurückmelden, viel, sie in ihrer sich steigernden Lust erleben zu dürfen.

Cora erlebt das erste Mal „so klasse“, dass ihr sofort klar ist, „davon“ mehr zu wollen. Sie findet gleich in der Anfangszeit nicht nur „reinen Sex“, sondern „auch Streicheln, in Arm genommen werden, wahrgenommen werden, Aufmerksamkeit“.

Wenn sie heute Lust auf einen Besuch im Swingerclub hat, kommt „ein Bild von einem bestimmten Club“ in ihr hoch, und meistens bestätigt sich ihr Bauchgefühl. Auf dem Weg dahin stellt sie sich dann vor, was sie erleben möchte. An manchen Tagen will sie einfach nur Streicheleinheiten, wahrgenommen werden, sich unterhalten. Das bekommt sie auch. Cora geht so häufig und beständig in den Swingerclub, wie andere Leute in ihre Stammkneipe gehen. Sie will sich austauschen und unterhalten, Spaß haben. Es gibt dort einen „festen Kern“ von Leuten über vierzig, wo es „einfach lustig“ zugeht. Das ist dann regelmäßig wie „eine Party mit Tanzen, Spaß haben, Lachen“. Wenn sie sich stark mit dem Gedanken an sexuelle Lust beschäftigt, dann geht es ihr nicht mehr um Unterhaltungen und Zärtlichkeit, sondern um „reinen Sex“. Manchmal wünscht sie sich, dass sich jemand ausschließlich um sie kümmert, oder vielleicht auch zwei, drei und mehr Männer gleichzeitig oder hintereinander. Auch das bekommt sie dann. Es kommt für sie dabei gar nicht auf ihr Gegenüber an. Sie hat sowieso ganz oft die Augen geschlossen, um zu genießen, und dabei ganz bei sich zu sein. Für Cora zählt das Miteinander im ‚Hier und Jetzt’.

Sie kann mittlerweile genau sagen, worauf sie Lust hat und was sie nicht mag. Zu Beginn ist es „eine Übung“, das deutlich zu machen – vor allem das Nein-Sagen. Denn zu der Zeit ist sie noch sehr passiv und auf die Bedürfnisse der anderen ausgerichtet, bis sie festgestellt, dass ihr manches nicht so gefällt und sie als Frau in der Position ist, Verschiedenes durch Anweisungen besser zu „managen“. Denn gerade wenn mehrere Männer mit ihr beschäftigt sind, können sich diese nicht gegenseitig dirigieren. Das kann nur sie. „Und das muss akzeptiert werden. Wenn das jemand nicht akzeptiert und aufdringlich wird, dann fliegt der raus“. Ein Swingerclub ist für Cora in erster Linie „ein ganz sicherer Raum, um Sexualität auszuleben.“

Wenn sich Männer für sie interessieren, obwohl noch andere Frauen im Club sind, dann hebt das außerdem ihr Selbstwertgefühl, was wiederum ein „ganz anderes Auftreten“ zu Hause bewirkt. Sie hat den Eindruck, dass es ihre Partnerschaft belebt und eine „Balance“ herstellt.

Nachdem Iris sich am Anfang – etwas abgeschreckt vom Beispiel ihrer Freundin – fragt, wozu das gut sein soll, ist es inzwischen so, dass sie bei ihren wöchentlichen Besuchen unter gewissen Umständen ein Bedürfnis „artikuliert“, und zwar dann, „wenn da was schwingt“. Bisher kann sie sexuelle Begegnungen im Club allerdings „an einer Hand abzählen“, wobei sie nur mit zwei Männern auch richtigen Verkehr hatte. Unter diesen Umständen erlebt sie immer „wundervolle erotische Begegnungen“ und „pure Lust.“ Sie hat bisher auch das Glück, an gute und ausdauernde Liebhaber zu geraten, die genau wissen, was sie mag. Diese Erlebnisse findet sie „fantastisch, überhaupt nicht verpflichtend, wundervoll schwingend, sich gegenseitig beschenkend“ – und das „in einem geschützten Raum“ in dem sie sich nach Lust und Laune in verschiedenen Bereichen mit verschiedenen Möglichkeiten wie auf einem „Spielplatz“ bewegen kann, alles „spielerisch und mühelos ausprobieren“, „lustvoll und freudvoll und friedvoll und auch nicht friedvoll“, je nachdem, was sie will.

Ein Swingerclub ist ihrer Ansicht nach ein „absolut sicherer Raum“, in dem sie als Frau „meist ohne finanziellen Einsatz in einem sehr gepflegten Ambiente, mit unterschiedlichsten Spielmöglichkeiten, mit Wellness-Möglichkeiten, mit fantastischem Essen und Getränken, und wundervollen Gesprächen, Menschen begegnet“, mit denen sie, wenn sie das will, „auch erotisch kommunizieren kann“. Es ist ein Bereich, der ihr erlaubt, sich auszuleben, sich auszuprobieren, all das zu tun, was sie sich wünscht und vorstellt, ohne „reglementiert“ oder gar kritisiert zu werden. Das einzige, was passieren könnte, ist, „dass jemand Nein sagt.“ Wenn sie das früher gewusst hätte, hätte sie „nicht in einer Disco sitzen müssen oder in Bars oder sehnsuchtsvoll schmachtend zu Hause“.

Trotz ihrer guten Erfahrungen würde sich Iris nicht als Swingerin bezeichnen, denn dieses Etikett passt ihrer Ansicht nicht zu der Art, wie sie diese Möglichkeit nutzt. Sie geht hauptsächlich in den Club, um dort einfach Spaß mit den Menschen zu haben. Und dazu ist Sex für sie nicht zwingend notwendig. Sie hat auch nicht die Absicht, Fantasien aus ihrem „Kopfkino“ Realität werden zu lassen. Gangb*ngs findet sie zum Beispiel abschreckend. In der Fantasie haben sie für sie jedoch durchaus „einen gewissen Reiz.“ Ihr geht es um Berührung, und da „steht“ für sie „Liebe drüber.“ Und Liebe umfasst für sie „alles das, was mit Sinnlichkeit zu tun hat: Mit dem Wahrnehmen, dem Entdecken, dem Berühren von Lebewesen“.

Ganz neu ist ihr Interesse für BDSM. Dass sie das reizen könnte, war früher außerhalb ihrer Vorstellung. Wenn ihr diese Variante stimmungsabhängig Spaß macht, kann sie darüber viel Lust erleben. Das ist für sie jedoch keine neue Orientierung, die nun zu ihrer Identität gehört. Wenn sie das nicht will, „schaltet“ sie diese Facette wie mit einem Schalter einfach ab. Sie ist in ihrem Leben „der Boss“ und damit „die Einzige, die darüber befindet“, ob sie das will oder nicht, ob sie etwas macht oder nicht. Und wenn sie sich mal spielerisch dominieren lassen will, dann, weil sie Lust dazu hat.

Noch ist bei Regina der Besuch eines Swingerclubs ein Gedankenspiel. Sie tastet sich aber heran, indem sie sich eine Insiderkneipe mit ähnlichen Möglichkeiten ansieht. Im Moment ist sie aber „wieder so ’n bisschen davon weggekommen“, weil sie „so einen großen Wunsch nach exklusiver Intimität“ hat. Daher denkt sie aktuell wieder eher über einen Callboy nach. Den Besuch eines Swingerclubs empfindet sie, im Vergleich dazu, als „weitaus größeren Schritt“, „weil das mit so VIELEN Leuten ist“. Ein Callboy ist ihr durch frühere Kontakte auch schon vertrauter, und sie hätte das Gefühl, mehr Kontrolle zu haben – vorausgesetzt sie kennt ihn oder er wird empfohlen. „Sonst ist das echt gefährlich!“

Aber die Möglichkeit, sexuelle Kontakte in einem Club zu erleben, „wo man darf, aber nicht muss und gucken kann, auch aussuchen – und vor allen Dingen weiß, dass da auch gleichgesinnte Leute sind – man da nicht auf so einer hirnlosen Suche ist, nur weil die Hormone gerade mal wieder verrückt spielen“, findet sie nach wie vor noch verlockend. „Sex ohne Verpflichtung“, findet sie, „kann schon schön sein“.

Sie stellt sich vor, dass ein Club einen „relativ geschützter Rahmen“ mit „sinnlicher, schöner Atmosphäre“ bietet, wo man „erst mal irgendwo sitzen und warm werden“ kann, „dass da für viele Spielarten Raum ist“, man sich „separieren“ kann oder auch etwas öffentlicher zeigen oder „dass noch jemand dazu kommt.“ Sich selbst möchte sie aber nicht offenbaren und lieber von einem „sicheren Platz“ aus das Treiben beobachten. Auf keinen Fall sollen ihr Leute ohne „Niveau und Wertschätzung“ zu nahe kommen. Sie hat von dem Verlauf eines Besuchs eine positive und eine negative Fantasie. In der positiven trifft sie auf einen attraktiven Mann, der sie ebenfalls attraktiv findet. Sie stellt sich dann einen schönen Abend vor – „erotisch, sinnlich, sich begegnend“, mit Körperkontakt, allerdings ohne Vereinigung. Das ist ihr zu intim! In der negativen Fantasie befürchtet sie, niemanden zu finden, den sie attraktiv findet, und dass sie „das Ganze eher ein bisschen abstößt“.

Weitere Befürchtungen sind, dass man „da dann auch zur Sache kommen“ müsste, dass einem außerhalb des Clubs nachgestellt wird, dass manche „nicht koscher und achtsam mit anderen Leuten sind“ oder „dass der eine oder andere nicht so wirklich auf Hygiene und Gesundheit achtet“. Vor Gewalt und Übergriffen im Club hat sie weniger Angst, da vertraut sie auf den „klaren Kodex in solchen Clubs“. Etwas „Sorgen“ hätte sie aber „bei extremem Männerüberschuss, weil da manchmal dann die Stimmung so komisch wird“.

Sie befürchtet auch, dass „Sex ohne emotionale Beteiligung schwierig wird“ – einerseits. Andererseits fragt sie sich aber auch ängstlich: „Wie emotional wird das da?“ Sie ist sich noch nicht darüber im Klaren, WIE emotional sie das überhaupt haben möchte, denn ihre Beziehung soll ja nicht gefährdet werden. Was sie sich dort aber gut vorstellen kann ist, „andere zu studieren, wie sie sich beim Sex verhalten“, und Neues über sich selbst herausfinden zu können. Dabei kann sie sich vor allem Sexspiele zu Dritt – mit Mann oder Frau – gut vorstellen. Da will sie sich eventuell „ein unangenehmes Erlebnis“ mit einer Dreierkonstellation aus einer früheren Beziehung „noch mal anschauen.“

Alternativen zum Swingerclub wären für Regina „tantrische Beziehungen“, in denen man sich mit „Achtung“ begegnet. Sie hat einige Freunde, die Tantriker sind. Für ihren Partner sind solche Begegnungen jedoch noch Tabu. Als „bequeme Zwischenlösung“ pflegt sie nun eine risikolose Telefonsexbeziehung, in der sie ihre „innere Hure“, ein wichtiger Aspekt ihrer Sexualität, herauslassen kann. Ihr Partner mag diesen Aspekt nicht wahrhaben. Aber sie will sich als Ganzes einbringen, mit diesem Aspekt spielen und sich dadurch auch besser kennen lernen. Sie kann sich vorstellen, dass ihr da „Alleingänge in den Swingerclub“ gut tun könnten – und letztlich auch der Beziehung.


Sandy ist schon lange vor ihrem ersten Besuch auf das Swingen neugierig, weil sie die Fantasie entwickelt hat, Sex mit mehr als einem Mann zu haben. Heute ist sie „Gangb*ng-Spezialistin“, Sex mit mehreren Männern gleichzeitig und hintereinander ist ihre Vorliebe. Dabei genießt sie es „als Objekt begehrt zu werden“ und sich „von einem Mann nach dem anderen nehmen zu lassen“. Außerdem gefällt es ihr, die Männer zu „dirigieren“ – zu sagen, „was die Männer machen dürfen und müssen“. Sie ist „eine Frau, die den Männern auch sagt, was sie braucht“

Sandy besucht verschiedene Clubs, darunter drei Stammclubs. Dort verkehrt sie überwiegend „als Solofrau“, denn sie kennt die Besitzer und viele Gäste. Ist der Club dagegen neu, will sie erst einmal in Begleitung sein. In einen ihrer Stammclubs geht sie regelmäßig zusammen mit einem Bekannten, mit dem sie in sexueller Hinsicht quasi ein Paar bildet. „In erster Linie“ geht sie aber in Clubs, „um auch Freunde mal wieder zu sehen“, nicht mit der Erwartung, „dass was passieren MUSS!“ Ein Betreiber-Paar, zum Beispiel, ist inzwischen so gut mit ihr befreundet, dass sie sogar schon zusammen im Urlaub waren. „Man unterhält sich ganz nett“ mit ihnen und den Stammgästen, „weil man schon eine gewisse Beziehung hat, oder man knutscht einfach nur rum, albert mal rum, aber man muss dann nicht mit denen auf der Matte sein.“ Da landet sie trotzdem oft genug.

Für Sandy sind die Swingerclubs, außer ihrer Arbeit, DAS soziale Umfeld schlechthin. Und wenn sie außerhalb des Clubs Männer kennen lernt, zum Beispiel über „diverse Chats“, in denen sie sich tummelt, trifft sie diese in einem ihrer Stammclubs – „wegen der Gefahr einfach“. Da ist sie „immer unter Kontrolle“. Sicherheit ist dabei EIN Aspekt. Ein weiterer Aspekt ist, dass sie ihre Neigungen ungern in ihren eigenen vier Wänden unter den Augen und Ohren der Nachbarn ausleben möchte. Denn es gibt nur wenige Tabus für sie. Nur die „wirklich ganz, ganz heftigen Geschichten“ lehnt sie strikt ab. Nymphoman oder sexsüchtig ist für sie jemand, der „morgens auch schon Sex haben muss“. Das brauche sie „noch nicht“. Es gibt auch Zeiten, in denen sie ein bis zwei Wochen keinen Sex hat. Sie möchte aber „nicht mit sechzig in einem Schaukelstuhl sitzen“ und sich fragen, was sie eigentlich erlebt hat. Das will sie heute erleben und nicht bereuen, „etwas nicht gemacht zu haben“. Gerade in ihrem Beruf sieht sie wiederholt, wie schnell und plötzlich ein Menschenleben zu Ende ist.

„Besser als einen Swingerclub“ fände Sandy allerdings einen festen Liebespartner. Am liebsten wäre ihr einer, der mit ihr „die Swingerei auslebt“, denn „derjenige müsste wissen und tolerieren“, dass sie swingt und nicht vorhat, damit aufzuhören.

Natalias Sexualleben in der Ehe ließ bis zum letzten Tag „nichts zu wünschen übrig“. Das gehört für sie auch zu einem gesunden Leben. Trotz der unerwarteten Singlefreuden, die sie nicht mehr aufgeben mag, will sie auch als alleinerziehende Mutter nicht auf Sex verzichten. Auf einem längeren Weg über Kontaktanzeigen, lästige One-Night-Stands und einen Callboy findet sie schließlich den Weg in einen Swingerclub.

Sie ist, trotz aller Unsicherheit, beeindruckt, denn das Etablissement ist – wie ein englischer Club – „so was von niveauvoll und locker“ und durchaus ein Platz, an dem sogar Gefühle von Romantik entstehen könnten. „Vom Maurer bis hin zum Industriellen ist da alles vertreten“. Viele Männer sind „unheimlich galant“. Sie hat „nicht mehr dieses Gefühl von One-Night-Stands“. Es ist ein Spaß, den sie sich da gönnt, „wie Tanzen gehen“. „Jeder weiß, was man da will“, das „lockere Nein-Sagen ist da viel einfacher“, und „man lernt so viel“. Sie findet, dass „dieses anrüchige Milieu“ etwas Familiäres und Gemütliches hat. „Es ist dort auch ein bisschen verboten und heimlich“, hat aber nicht das „Verlogene wie auf der Straße oder in der Diskothek“. „Jeder weiß, was man da will!“. Man geht ungezwungen miteinander um, ohne dieses versteckte Annähern, und ohne großartig zu überlegen, was man sagt. „Und dabei vergibt man sich nichts“.

Ein ganz wichtiger Aspekt ist für Natalia die Sicherheit, die ein Swingerclub bietet. Sie weiß, an wen sie sich im Notfall wenden kann. Mit dem Betreiberpaar ist sie inzwischen auch „richtig gut befreundet“. Sie sitzt manches Mal mit den beiden am Tresen und „klönt“.

Sie muss nicht unbedingt Sex haben, wenn sie im Club ist. Es gibt auch Abende an denen sie ausschließlich tanzt. Sie „greift sich nicht irgendwas, nur um da ’was zu erleben“. Das entwickelt sich oder auch nicht – „im Grunde ist es wie auf der Tanzfläche. Mit dem einen tanzt man lieber, mit dem anderen weniger.“ Und ganz bestimmt ist sie im Club „nicht auf Partnersuche – ganz im Gegenteil!“: Sie bekommt sogar „leichte Panik“, wenn ein Mann etwas Beständigeres anstrebt. Auch ihre swingenden Freunde und Bekannten müssen auf ihre Gesellschaft verzichten. Sie braucht „das Gefühl von Freiheit“ und will niemanden „an der Backe haben“.

Seit sie einen Unfall hatte, weiß sie wie nahe einem der Tod ist. Deshalb achtet sie auf Bedürfnisse, die ihr der Körper gegenwärtig signalisiert und auf ihre innere Stimme, der sie vertraut. Sie hat durch die gewonnene Offenheit „Sachen kennen gelernt, die man sonst normal NIE kennen lernen würde“, zum Beispiel mit verbundenen Augen und sanft gefesselt verwöhnt zu werden. Wem sollte sie sonst von solchen Bedürfnissen erzählen, da müsste man, meint sie, schon ziemlich lange mit einem Partner zusammen sein. Und bei einem Callboy hätte sie das Gefühl, dass der das nur fürs Geld macht.

ERGEBNISSE

In dieser Übersicht ist ohne Abstufung festgehalten, was von den Frauen spontan erwähnt wurde. Auch hier gilt: Wenn etwas nicht angesprochen wurde, kann es dennoch erlebt oder angestrebt werden.



Bedürfnisse ausleben und entdecken – Experimentieren

Die Frauen gehen überwiegend in den Club, um Sex zu haben. Dabei geht es ihnen darum, die EIGENEN Bedürfnisse zu entdecken und auszuleben. Das gelingt Anna beispielsweise im Club viel besser als in einer Beziehung. Es geht ihr, Natalia und Sandy auch um das Ausleben ihrer Sexualität angesichts der Endlichkeit der menschlichen Existenz. Alle drei erwähnen den Tod im Zusammenhang mit ihrem Drang, ihre Bedürfnisse zu entdecken und auszuleben. Auch die begleitende Freundin von Lilly scheint dieses Motiv gehabt zu haben, als sie zum Ausdruck bringt: „Man muss ja seinen Enkeln auch coole Geschichten erzählen können!“

Guten Sex – mehr Sex – puren Sex bekommen

Zu diesen Bedürfnissen gehört, dass der Sex befriedigend ist und daher länger dauert. Die Möglichkeit, mehrere Männer an einem Abend haben zu können, wenn ein Liebhaben nicht so ausdauernd ist, kommt den meisten Frauen sehr entgegen. Dass Sex als befriedigend empfunden wird, macht aber nicht zwingend einen Orgasmus nötig. Vor allem das Gefühl, genug davon zu bekommen, scheint Frauen wie Tine, Anna und Cora auszureichen. Lilly geht es an Clubabenden immer um puren Sex. Sie erlebt sich dabei meistens hormonell getrieben und ist erst befriedigt, wenn sie körperlich erschöpft ist. Sandy berichtet ebenfalls von solchen Zuständen, geht aber auch davon unabhängig in den Club. Ohne Orgasmus geht sie nie nach Hause.

Sich sicher fühlen – Schutz und Kontrolle haben

Ein ganz wichtiger Aspekt ist die Sicherheit, die diese Einrichtung Frauen bietet. Man kann davon ausgehen, dass das auch Tine so empfindet, obwohl sie es nicht extra erwähnt. Das mag auch daher kommen, dass sie häufiger eine exklusive Clubbeziehung pflegt und sich dann an der Seite des jeweiligen Mannes geschützt fühlt. Sie weiß sich aber als Solofrau zumindest von der Betreiberin gesehen.
Kontaktfreude – Authentizität – Ungezwungenheit im Club
Auch die Kontaktfreude und Authentizität der anderen Gäste, die alle anderen Gesprächspartnerinnen rühmen, dürfte ihr gefallen, wenn sie alleine im Club ist. Jedenfalls bleibt sie bei Kontaktwunsch nie lange allein und kennt dort als Stammgast auch einige Gäste. Und die wissen alle weshalb sie im Club sind und gehen ganz ungezwungen miteinander um. Keiner „tut cool“, und der Kontakt kommt einfach und schnell zustande.

Körperkontakt und Zärtlichkeit bekommen

Erstaunlicherweise suchen und bekommen viele Frauen dort auch Zärtlichkeit. Fast alle werden von den Männern im Club regelmäßig mit Massagen, Streicheln, Küssen und fantasievollen Spielen verwöhnt. Am schönsten ist das für die meisten, wenn daran gleich zwei Männer beteiligt sind. Da sind sie im Mittelpunkt, und es geht ausschließlich um IHRE Lust, ohne den Gedanken, was SIE jetzt machen oder zurückgeben müssen. Das findet auch Iris klasse, äußert aber nicht so klar, und vor allen sehr selten überhaupt ein Bedürfnis. Lilly geht allerdings nie in den Club, wenn sie lediglich zärtlichkeitsbedürftig ist.

Verliebtheit – Liebe – Leidenschaft (für den Augenblick) empfinden

Außer Lilly, die gerade das Herz heraushalten will, erleben alle immer wieder intensive Momente der Begegnung und sogar Liebesgefühle im „Hier und Jetzt“. Sogar bei Natalia, die Liebesbeziehungen konsequent vermeidet, soll eine Verliebtheit für den Augenblick Ausgangspunkt für den sexuellen Kontakt sein.

Stammgast sein – Clubatmosphäre genießen

Alle Frauen, die einmal oder mehrmals wöchentlich den Club besuchen, fühlen sich dort wie in einer Stammkneipe und pflegen auch dementsprechenden Umgang. Da ist Sex mitunter gar nicht mehr so wichtig. Man unterhält sich und hat Spaß miteinander. Der Club ist da ein wesentlicher Teil des sozialen Umfelds – ein wichtiger sozialer Raum. Es ist eine relativ große Clique, in der die Mitglieder ein ganz ähnliches Freizeitverhalten an den Tag legen, das zudem vom Gros der Gesellschaft abweicht. Das schweißt zusammen und Neulinge sind sehr schnell Teil dieser Welt. Wie man bei Iris sehen kann, muss man dazu nicht unbedingt eingefleischter Swinger sein, denn sie macht von den Möglichkeiten eher selten und sehr gezielt Gebrauch. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass sie noch nicht lange in diesem Kreis verkehrt. So ist denkbar, vorausgesetzt es bleibt bei den häufigen Besuchen, dass sie sich diesbezüglich vielleicht weiter anpasst und Swingen irgendwann als Teil ihrer Identität betrachtet oder sich wieder mehr davon distanziert.

Mehrere Männer dirigieren
Was bei Cora anfänglich noch reine Übung ist, haben Lilly und Sandy bald als Lust entdeckt. Bei Sandy bekommt man sogar den Eindruck, dass sie regelrecht Regie führt – wie in einem Pornofilm.

Aufmerksamkeit bekommen
Cora formuliert dieses Bedürfnis ganz konkret und bekommt auch was sie möchte. Gerade wenn auch noch andere Frauen anwesend sind, hebt es ihr Selbstwertgefühl, wenn sie von den Männern begehrt wird. Anna sucht das nicht so gezielt, registriert aber, wie gut ihr das tut, wenn man ihr Komplimente macht und sagt, was einem an ihr gefällt.

Etwas Verbotenes tun – Thrill erleben
Tine genießt das Prickeln, wenn sie sich unter einem Vorwand von zu Hause verabschiedet, um dann nach dem Karnevalsprinzip in eine andere Welt einzutauchen. Das Gefühl, damit auch ihren Mann zu bestrafen, gibt ihr auch eine gewisse Genugtuung und Rechtfertigung für ihr Doppelleben. Für Natalia schwingt das Verbotene und Heimliche lediglich in der Clubatmosphäre. Sie kann dem „verruchten“ Milieu einen gewissen Reiz abgewinnen.

Vom Alltag abschalten – Sich unabhängig und frei fühlen

Für Tine ist der Club auch einfach Fluchtmöglichkeit, wenn sie sich aus ihrem Alltag ausklinken will.

Gezielt Fantasien ausleben
Sandy ist die einzige, die dieses Bedürfnis klar zum Ausdruck bringt. Offensichtlich setzt sie ihre Fantasien auch ausgiebig um. Iris hingegen spricht sich sogar dagegen aus. Sie will ihre Fantasien als Fantasien behalten und nicht Realität werden lassen. Andererseits will sie aktuell im Bereich BDSM verstärkt Erfahrungen sammeln. Die Motive dazu liegen vielleicht mehr im Bereich Selbsterfahrung.

Selbstinszenierung
Wenn Anna von Selbstinszenierung spricht, ist dabei vielleicht auch der Aspekt der Selbsterfahrung von Bedeutung, schließlich hat sie gerade dadurch bereits in der Therapiegruppe und auch beim Tantra Erweiterung und Bereicherung erfahren. Auch Regina liebäugelt aufgrund ihrer Erfahrungen in Seminaren mit dieser Möglichkeit.

Diplomarbeit-Auswertung (pdf)

Die Auswertung ist nun abgeschlossen und es folgt die Diskussion in drei Teilen, wobei der zweite Teil die Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse enthält.

Für neue Leser:
Sie lasen soeben einen Teil aus meiner Diplomarbeit. Genauer gesagt, lasen Sie einen Teil dieses Kapitels.

Meine Gesprächspartnerinnen

Tine
Anna mit Verdichtungsprotokoll
Lilly
Cora mit Verdichtungsprotokoll
Iris mit Verdichtungsprotokoll
Regina mit Verdichtungsprotokoll
Sandy
Natalia mit Verdichtungsprotokoll

Weiter geht es mit der kurzen Vorstellung meiner ersten Gesprächspartnerin
Tine. (Es werden hier insgesamt nur vier verdichtete Gespräche veröffentlicht. Im Hauptteil sind aber alle Gesprächspartnerinnen vertreten)

Für neue Leser:
Sie lasen soeben einen Teil aus meiner Diplomarbeit

Meine erste Gesprächspartnerin Tine

Heute stelle ich Ihnen kurz meine Gesprächspartnerin Tine vor, die ich so gefunden habe.

Das erste Gespräch führte ich mit Tine, einer offenen und freundlichen Vermessungstechnikerin Mitte fünfzig. Sie ist verheiratet und mit einer kurzen Unterbrechung bereits seit ihrer Jugend mit ihrem Mann zusammen. Sie haben einen etwas schwierigen, unselbständigen, erwachsenen Sohn, der noch im Haus lebt. In ihrer Freizeit malt sie auf Seide und schreibt erotische Geschichten. Vor über sechs Jahren ging sie mit ihrem Geliebten zum ersten Mal in einen Swing*rclub. Bis dahin war sie treu und wie sie selbst sagt „eine unbedarfte, liebe, brave Ehefrau“. Sie hat seither ungefähr zehn zum Teil sehr unterschiedliche Clubs kennen gelernt, wobei sie einem ganz besonders verbunden ist. Den besucht sie inzwischen auch regelmäßig alleine. Sie geht durchschnittlich alle ein bis zwei Wochen unter dem Vorwand, zum Sport oder zum Kunstkurs zu gehen, zum Swing*n. Für unser Gespräch hat sich Tine ebenfalls unter einem Vorwand zu Hause abgemeldet.

Diplomarbeit-Tine (pdf)

Weiter geht’s mit Anna.


Worum geht’s hier eigentlich?

Für neue Leser:
Sie lasen soeben einen Teil aus meiner Diplomarbeit.