Geständnis

Ich habe seit Jahren jede Woche eine einzige Klientin in meiner Wohnung. Bevor sie zu mir kommt, räume ich, so weit es mir körperlich möglich ist, wenigstens oberflächlich auf und putze das WC. Gekühltes Mineralwasser steht bereit, und die Kaffeemaschine ist startklar. Sie soll sich wohl fühlen.

Zur Zeit geht es bei ihr um Abschiedsschmerzen, denn ihre Tochter ist samt Enkelin wieder zurück nach Polen gezogen. Daran, muss ich gestehen, war ich nicht ganz unbeteiligt, denn die Tochter war vor ihr meine Klientin. Ich habe sie in Zeiten starken Heimwehs nach Polen und während der kritischen Phase ihrer Prüfungen und der Erstellung ihrer Diplomarbeit intensiv begleitet und sie ermutigt, sich von ihrer in Deutschland verheirateten Mutter zu lösen.

Die Sitzungen dauern immer bis zu zwei Stunden und kosten 20 Euronen. Finden Sie, dass das angemessen ist? Der Allergeliebteste sagt ja immer, deine Putzfrau hat ’s wirklich gut.

ARK

Der 3D-Kurzfilm von Grzegorz Jonkajtys und Marcin Kobylecki (2006) handelt von einer Welt, in der fast alle Menschen durch einen Virus getötet wurden. Die Überlebenden sind auf Schiffen unterwegs, um noch nicht besiedelte Flecken auf der Erde zu finden. Der Protagonist, vermutlich ein Wissenschaftler, erfährt, dass auch er infiziert ist.

Eine wesentlich bessere Qualität findet man hier. Ich empfehle, den Film dort anzuschauen, um diesem kleinen 3D-Kunstwerk auch gerecht zu werden.

Zufällig

Jetzt wird es konkret! Gestern einen kleinen Club in Hamburg besucht, DSDS geschaut und eine Psychologin infiziert. Alltagstristesse wie bei Houellebecq. Frau Kaiser, im keramischen Reinigungsbereich tätig, führte während Ihrer Berufsausübung eine Gebissreinigung an einem Abend durch. Auf der Suche nach spannenden Forschungsthemen hatte ich kurz den Gedanken, dass das viele können. Das Wichtigste im Leben, erprobtes Wissen aufzuspüren, machte mir großen Spaß, angefangen vom Massieren… Das ist so geil, wirklich unglaublich.

Zu diesem offiziellen und angekündigten Lokaltermin in Zivil hat mich auch ermutigt, zu merken, ob das passt. Die besten Begegnungen sind die, wo die Männer nach dem Motto „Wie weit würden Sie auf der Durchreise, um eine möglichst prägnante Gesamtauswertung zu erstellen…“ – also schon ein bisschen arrogant – und gleichzeitig „Was für Hobbys haben Elefanten?“ … als gäbe es kein Problem. Schließlich sitzt hier ein tiefenhermeneutischer Ansatz. So ein Dicker und sechs Perkussionisten. Sehen sie sich wirklich so? So wie ich? Dann ist mein Herz rein. Das wird wohl der größte graduelle Unterschied zwischen der Superfrau draußen und manchen Erlebensweisen sein.

Man muss ebenfalls bedenken, gerade knapp einem Krankenhausaufenthalt entkommen, muss ich schwach sein. Meine letzten Schläge von Mutterhand, nicht gerade einer eher brav wirkenden, alleinerziehenden Mutter. Und dennoch gibt es warmes Essen. Unmengen leckeres und frisch geschnittenes Obst, Salate, ganz tolle Sachen, auch Rinderbraten mit Rotkohl.

Harte, mit Schmerzen verbundene Praktiken dagegen, werden in Kleinbloggersdorf wenigstens einmal, in eine ganz andere Intensität rein, zur Möglichkeit, aber nicht zum Bloggen. Eigentlich überhaupt nicht verpflichtend, wundervoll schwingend, sich gegenseitig als „Nahrung“ anzusehen und umzubringen.

Sie lasen soeben einen Teil aus dem Urlaub – Blick nach Westen.

Collage aus einer Handvoll interpunktionsgeglätteter und zusammengeschobener
randomTexte.