Tut mir leid, so sehr ich den großen Fred Breinersdorfer auch schätze: aber die Konstruktion mit dem Stromausfall ist vollkommen überflüssig, weil die Story ohne den genauso funktioniert hätte. Weil der Schnellzug naht, muss der Vater die Brücke runterlassen, obwohl der Sohn grad darunter steht und nichts davon hören kann. Was hat der Stromausfall in der Story verloren? Gar nix. Ein gutes Drehbuch ist eines, in dem nichts drinsteht, was für die Story ohne Nutzen ist. Hat Fred Breinersdorfer selber mal gesagt, wenn ich mich nicht irre. Ansonsten: technisch & dramaturgisch hervorragend inszeniert. Über die Glaubwürdigkeit der Story lässt sich streiten.
Das ist natürlich ein Einwand aus berufenem Mund! Ich hatte allerdings schon das Gefühl, dass der Stromausfall nicht nur für die Zuspitzung der Situation durch die dramatisch verkürzte Handlungs- und Entscheidungszeit wichtig war, sondern vor allem weil dadurch die Bedienung der Notabsenkung notwendig wurde, bei der ja beide Finger konstant die Tasten zum Entriegeln bedienen müssen.
wenn der Film angehalten und Sie gefragt worden wären, was jetzt intaktes menschliches Verhalten in diesem archaischen Dilemma wäre, was hätten Sie geantwortet?
Wenn es um die Rettung des eigenen Nachwuchses geht, gerät der Mensch nur bei offensichtlich drohender Selbstgefährdung in ein Dilemma – „Brutpflege“ vs. „Selbsterhaltung“. Sehen Sie zum Vergleich mal da. Ethische Überlegungen spielen in derart prägnanten Gefährdungssituationen m.E. keine Rolle.
Nachtrag zur ethischen Dimension Diese höchstgerichtliche Enscheidung ist samt ihrer umfassenden Tragweite an Breinersdorfer & Kamml, ohne nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, vorübergegangen.
Ich betrachte das Ganze einfach aus einem anderen Blickwinkel, also eher die künstlerische Umsetzung. Ein Gerichtsurteil hilft mir da weniger als beispielsweise das
das erinnert mich an die sog. „nothilfe-problematik“ in zeiten der KDV: egal, was du machst, irgendjemand muss sterben. es ist alles etwas sehr konstruiert. den herrn breinersdorfer kenne ich, der hat an der hochschule freie seminare gegeben zum thema ‚kunst und recht‘. ein netter mensch, aber ich glaube, ich mag diesen film eher nicht…
Ich könnte derzeit theoretisch wieder präsenter hier sein, denn seit gestern abend habe ich meinen PC wieder. Allein, er stürzt dauernd – zack – ab! Wenn Sie hier wohnen würden…
Ich würde Breinersdorfer für den geplanten Langfilm gerne eine Denkvariante anbieten: lasse er doch den Jungen überleben und überlege er sich, wie das Erleben der Welt des Jungen durch diese Erfahrung geprägt wird. Wie er die Handlungsweise seines Vaters mit zunehmender Einsicht nach 10, 20 oder 30 Jahren beurteilen würde. Das wäre wesentlich interessanter und ergiebiger, als die Geschichte eines von Gewissensbissen geplagten, sich vor „höherer Strafe“ ängstigenden Vaters. Von happy-end könnte da beileibe nicht die Rede sein, wie dies jedoch Kamml im Interview unbekümmert naiv meinte. Die im Interview ausgedrückte Haltung Breinersdorfers, die exemplarisch gezeigte Handlungsweise des Vaters als heroisch zu erleben (im Film wird das ja auch durch das „Verdienstkreuz“ oder was auch immer am Grab des Jungen hinlänglich dokumentiert), bezeichne ich hingegen schlicht als dekadent. Eine bundesverfassungsgerichtliche Entscheidung zum Verrechnungsverbot „Leben gegen Leben“ (dabei ging es um die gesetzliche Ermächtigung, Zivilflugzeuge im terroristischen Bedrohungsfall abzuschießen), welche zwei Jahre vor der Entstehung von „Sommersonntag“ veröffentlicht wurde, geht dem Rechtsanwalt Breinersdorfer elegant am Allerwertesten vorbei. Auch die von Zoglauer einleuchtend klar begründeten Zweifel an der Kohärenz einer solchen (von Zoglauer als Utilitarismus bezeichneten) Haltung würden Breinersdorfer wohl wenig beeindrucken.
Form geht vor Inhalt.
Weil’s so geil ist…
Ich mag die Haltung Breinersdorfers nicht, ich mag die gesellschaftliche Haltung nicht, die solchen Inhalt mit Preisen würdigt.
Nix für ungut.
Tut mir leid, so sehr ich den großen Fred Breinersdorfer auch schätze: aber die Konstruktion mit dem Stromausfall ist vollkommen überflüssig, weil die Story ohne den genauso funktioniert hätte. Weil der Schnellzug naht, muss der Vater die Brücke runterlassen, obwohl der Sohn grad darunter steht und nichts davon hören kann. Was hat der Stromausfall in der Story verloren? Gar nix. Ein gutes Drehbuch ist eines, in dem nichts drinsteht, was für die Story ohne Nutzen ist. Hat Fred Breinersdorfer selber mal gesagt, wenn ich mich nicht irre. Ansonsten: technisch & dramaturgisch hervorragend inszeniert. Über die Glaubwürdigkeit der Story lässt sich streiten.
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Das ist natürlich ein Einwand aus berufenem Mund! Ich hatte allerdings schon das Gefühl, dass der Stromausfall nicht nur für die Zuspitzung der Situation durch die dramatisch verkürzte Handlungs- und Entscheidungszeit wichtig war, sondern vor allem weil dadurch die Bedienung der Notabsenkung notwendig wurde, bei der ja beide Finger konstant die Tasten zum Entriegeln bedienen müssen.
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Ich glaube nicht, dass es sich beim Gezeigten um intaktes menschliches Verhalten handelt.
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wenn der Film angehalten und Sie gefragt worden wären, was jetzt intaktes menschliches Verhalten in diesem archaischen Dilemma wäre, was hätten Sie geantwortet?
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Wenn es um die Rettung des eigenen Nachwuchses geht, gerät der Mensch nur bei offensichtlich drohender Selbstgefährdung in ein Dilemma – „Brutpflege“ vs. „Selbsterhaltung“. Sehen Sie zum Vergleich mal da. Ethische Überlegungen spielen in derart prägnanten Gefährdungssituationen m.E. keine Rolle.
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Nachtrag zur ethischen Dimension Diese höchstgerichtliche Enscheidung ist samt ihrer umfassenden Tragweite an Breinersdorfer & Kamml, ohne nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, vorübergegangen.
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Ich tu mich gerade etwas schwer mit Ihren Einwänden…
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inwiefern denn?
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Ich betrachte das Ganze einfach aus einem anderen Blickwinkel, also eher die künstlerische Umsetzung. Ein Gerichtsurteil hilft mir da weniger als beispielsweise das
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Ein Kommentar – mindestens zwei Abstürze. Ich bin also nur zeitweise da. Es ist einfach zu frustrierend!
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Alles klar – ich konnte Ihren Blickwinkel nachvollziehen.
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das erinnert mich an die sog. „nothilfe-problematik“ in zeiten der KDV: egal, was du machst, irgendjemand muss sterben. es ist alles etwas sehr konstruiert. den herrn breinersdorfer kenne ich, der hat an der hochschule freie seminare gegeben zum thema ‚kunst und recht‘. ein netter mensch, aber ich glaube, ich mag diesen film eher nicht…
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Es ist sehr konstruiert, ja. Und MÖGEN tu ich den Film auch nicht, aber ich glaube trotzdem, dass es ein guter Kurzfilm ist.
Auf dieser Seite weiter unten ist ein Interview.
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Dieses Interview würde mich brennend interessieren.
Sieht zwar aus, wie ein Link, ist aber leider keiner.
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Link ist repariert!
Hier gibt es noch weitere Interviews.
Ich könnte derzeit theoretisch wieder präsenter hier sein, denn seit gestern abend habe ich meinen PC wieder. Allein, er stürzt dauernd – zack – ab! Wenn Sie hier wohnen würden…
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… würde ich an Ihrem PC eine wirkungsvolle Seilsicherung anbringen, damit er nicht andauernd abstürzt 😉
Vielen Dank für die Interview-Links, diese waren sehr erhellend.
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Ich würde Breinersdorfer für den geplanten Langfilm gerne eine Denkvariante anbieten: lasse er doch den Jungen überleben und überlege er sich, wie das Erleben der Welt des Jungen durch diese Erfahrung geprägt wird. Wie er die Handlungsweise seines Vaters mit zunehmender Einsicht nach 10, 20 oder 30 Jahren beurteilen würde. Das wäre wesentlich interessanter und ergiebiger, als die Geschichte eines von Gewissensbissen geplagten, sich vor „höherer Strafe“ ängstigenden Vaters. Von happy-end könnte da beileibe nicht die Rede sein, wie dies jedoch Kamml im Interview unbekümmert naiv meinte. Die im Interview ausgedrückte Haltung Breinersdorfers, die exemplarisch gezeigte Handlungsweise des Vaters als heroisch zu erleben (im Film wird das ja auch durch das „Verdienstkreuz“ oder was auch immer am Grab des Jungen hinlänglich dokumentiert), bezeichne ich hingegen schlicht als dekadent. Eine bundesverfassungsgerichtliche Entscheidung zum Verrechnungsverbot „Leben gegen Leben“ (dabei ging es um die gesetzliche Ermächtigung, Zivilflugzeuge im terroristischen Bedrohungsfall abzuschießen), welche zwei Jahre vor der Entstehung von „Sommersonntag“ veröffentlicht wurde, geht dem Rechtsanwalt Breinersdorfer elegant am Allerwertesten vorbei. Auch die von Zoglauer einleuchtend klar begründeten Zweifel an der Kohärenz einer solchen (von Zoglauer als Utilitarismus bezeichneten) Haltung würden Breinersdorfer wohl wenig beeindrucken.
Form geht vor Inhalt.
Weil’s so geil ist…
Ich mag die Haltung Breinersdorfers nicht, ich mag die gesellschaftliche Haltung nicht, die solchen Inhalt mit Preisen würdigt.
Nix für ungut.
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Keine schlechte Idee für den Langfilm! Schreiben Sie ihm doch mal. 🙂
fredättbreinersdorferpunktcom
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Er erinnert mich daran wie wichtig es ist, Entscheidungen zu treffen.
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Ja, man vergisst sonst vielleicht, dass auch Nichtentscheidungen Konsequenzen nach sich ziehen.
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Eine nicht gefällte Entscheidung wiegt m.E. genausoschwer, bzw. ist eine.
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sehe ich auch so!
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