Geständnis

Ich habe seit Jahren jede Woche eine einzige Klientin in meiner Wohnung. Bevor sie zu mir kommt, räume ich, so weit es mir körperlich möglich ist, wenigstens oberflächlich auf und putze das WC. Gekühltes Mineralwasser steht bereit, und die Kaffeemaschine ist startklar. Sie soll sich wohl fühlen.

Zur Zeit geht es bei ihr um Abschiedsschmerzen, denn ihre Tochter ist samt Enkelin wieder zurück nach Polen gezogen. Daran, muss ich gestehen, war ich nicht ganz unbeteiligt, denn die Tochter war vor ihr meine Klientin. Ich habe sie in Zeiten starken Heimwehs nach Polen und während der kritischen Phase ihrer Prüfungen und der Erstellung ihrer Diplomarbeit intensiv begleitet und sie ermutigt, sich von ihrer in Deutschland verheirateten Mutter zu lösen.

Die Sitzungen dauern immer bis zu zwei Stunden und kosten 20 Euronen. Finden Sie, dass das angemessen ist? Der Allergeliebteste sagt ja immer, deine Putzfrau hat ’s wirklich gut.

64 Kommentare zu „Geständnis

    1. @Frau Faust – ganz im Gegenteil, ich bin stolzer Inhaber zweier Wohnungen im schönen Köln!

      @Herr Pathologe – also, von mir aus kann sie tragen was sie will …

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  1. Ich stimme Ihrem Allergeliebtesten zu.
    Interessante Variante übrigens: Eine Klientin zur Auswanderung ermuntern und anschließend deren zurückgebliebene Verwandte bei der Verarbeitung des Abschieds. Das hat was 😉

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    1. So weit wollte ich in meinem ersten Kommentar NICHT gehen, dachte mir aber schon etwas derartiges … 😉
      [In Bälde vielleicht der Mann, welcher die Trennung … – kleiner Scherz]

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  2. Eine polnische Perle – deren familiären Background ich allerdings nicht kenne – zum gleichen Preis hat eine Ihnen entfernt auch Bekannte – bei den Zufallshäufungen, die es immer wieder gibt, würde ich mich nicht wundern, wenn es sich um die gleiche handelt.

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  3. Angemessen unangemessen. Oder umgekehrt. Ist das Stundenhonorar der Standard? Aber in der Branche, in der ich arbeite, gehört Selbstausbeutung auch zum guten Ton. Früher wurde ja alles noch durch mildtätige Schwestern erledigt, die für Gottes Lohn arbeiteten. Irgendwie ist das wieder schwer aus den Köpfen zu bekommen, und der Klient wartet ja sozusagen immer vor der Türe auf Hilfe. LG, WilderKaiser

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    1. @Frau Faust – kürzlich war im Fernsehen zu lernen, dass z.B. das Hyatt Hotel seine Putzfrauen exakt nach Tariflohn (wenn ich recht erinnere € 7,80) bezahlt. Bei (wie ich finde) angemesseneren € 10,- würden die sicher bestimmt einen Luftsprung machen – aber Standard ist das sicher (noch) nicht in der Branche.

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    2. *patscht sich auf die Stirn (die vom Draufpatschen schon ganz flach ist)* Kapiert! (Gestern abend ich war ich definitiv auf dem falschen Dampfer.) LG, WilderKaiser PS: Der Lesezugang ist nun auch freigeschaltet.

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  4. Ähm, 20,- für zwei Stunden? Hab ich mich da verlesen?
    Jetzt bin ich ja ein wenig in der Branche daheim aber das ist mir neu.
    Nicht dass man sich mit Psychotherapie eine goldene Nase verdienen könnte, aber ich denke, auch für Klienten geht die Wertschätzung der Leistung ein bisserl über den Obulus.

    Der Vergleich mit Putzfrau paßt in mehreren Ebenen 😉

    Ähm, nochwas, nach der Tochter die Mutter? Geht das? Gibt´s da keinen Lojalitätskonflikt mit der eigenen Rolle?

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  5. insfäustchenlach liebe frau freud, äh faust.

    kann es sein, dass sie uns fragen ob 20 euro für die putztätigkeiten ihrer putzfee als lohn ausreichend sind und sie nur mit ihr plaudern und keine sitzung abhalten????

    lg öwk

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    1. Ich beurteile das Honorar als angemessenen Ausgleich für die erbrachte Leistung und fühle mich stets wohl in nunmehr ausreichend gründlich geputzer Umgebung. Ich bräuchte allerdings noch eine kompetente Aufräumerin, damit ich auch mal vor Zeugen ohne rot zu werden den Schrank öffnen kann. 🙂

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    2. liebe frau faust,

      10 euro sind absolut ok! und eine schön geputzte wohnung tut jeder chaotin gut, vor allem weil sie dann wieder etwas verschwinden lassen kann. ich habe heute gerade drei mappen mit ablagezetteln in meinen rießigen kasten verschwinden lassen!

      aufräumerin: die bräuchte ich auch, sie könnten ja bei mir aufräumen und ich bei ihnen, wenn da nicht 2ooooooooooo340040 km dazwischen liegen würden. lach!

      lg öwk

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    3. liebe ff,, danke für den nützlichen tipp. ich habe nur folgende bedenken: der reiz der kästen´und schubläden geht verloren. meine ablagezettelchen entpuppen sich meistens als wegwerfzetteln, telefonrechnung die drei jahre alt ist, hätte ich diese nie eingezahlt, hätte ich kein tel. anschluß mehr??!!!

      lg öwk

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    4. liebe ff, reichen sie mir die chaotinnenhand! meine aufräum-putzorgie geht weiter, mach mal gerade eine pause und werde dann abends berichten.

      lg öwk

      ps: ich habe keinen platz für ein hängeregister?!

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