Der verwirrte Professor in uns

Zur Einleitung ein Scherzrätsel aus einer Zeit, in der auf Bahnhöfen noch Personenwaagen standen. Für ein paar Groschen, oder wie der Schwabe sagt, „für a paar Zehnerle“ (früher eben) bekam man nach dem Messvorgang ein kleines Kärtchen mit seinem aufgedruckten Gewicht.

Also: Was ist ein verwirrter Professor?

Jemand, der einen Groschen in den Briefkastenschlitz wirft, auf die Bahnhofsuhr schaut und feststellt:

Es geht um automatisierte Handlungen.

Automatismen entlasten ja unseren Arbeitsspeicher. Läuft das Gehirn während der Alltagsroutine aber auf Standby, sind die Ergebnisse manchmal tückisch. Im günstigsten Fall hat man danach etwas zum Lachen.

Zwei Beispiele:

An meiner ersten Praktikumstelle als Kindermädchen trat eines Morgens die Hausherrin an den Kühlschrank. Offensichtlich war sie noch nicht richtig ausgeschlafen oder sehr in Gedanken, denn sie betätigte mit ausgestrecktem Fuß einen unsichtbaren Hebel, öffnete gleichzeitig den Kühlschrank und warf – schwupp – eine zerknüllte Abfalltüte hinen.

Zu Besuch bei meiner Schwester: „Psst, sei mal still, da tropft’s doch irgendwo!“ Und richtig, das Geräusch kommt eindeutig von der Spüle her. Der Wasserhahn ist es aber nicht. Komisch. Wir horchen genauer hin. Ahh, es tropft unter der Spüle. Wir sehen nach. Ein riesiger Topf, der in keinem anderen Schrank Platz fand, steht unter dem Syphon. Der sitzt etwas schief und leckt. Der Topf ist schon randvoll. Gaaaanz voooorsichtig bugsiert meine Schwester den Riesenpott nach oben und – schwupp – …

Warum ich das poste?
Eben wollte ich Zucker nachfüllen und habe dabei die halbe Tüte in meinen Kaffeebecher geschüttet.

42 Kommentare zu „Der verwirrte Professor in uns

    1. Den Automatismus des Konsumierens habe ich mir gottlob erspart. Der Zuckerberg ist problemlos durch den Syphon entschwunden. Beim Ansetzen einer gekühlten Tasse, hätte sich wohl auch noch mal eine Chance auf eine Unterbrechung des automatischen Ablaufs ergeben ;o)

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    1. Ich brauche nur einen TL, Frau Araxe. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich nämlich keine Süße 😉 (Mit Schokolade kann man mich beispielsweise jagen! Hoffentlich kündigen Sie mir jetzt nicht die FreundLeserschaft…)

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    2. Das mach‘ ich doch gern.
      *250 Gramm-Tafel Nuss-Nougat von R*tter rüberschieb*
      Der Allergeliebteste ist nämlich immer noch ein ÜHU (und kleine Geschenke erhalten die Freundschaft).

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    3. Hundenudeln Damals, in meinem Leben als Professor, habe ich einmal das Hundefutter in den Teller gefüllt, die Nudeln in den Hundenapf. Anlass war, dass der Hund ab und zu (es reichte offensichtlich für einen Automatismus) Nudeln beigemischt bekommt. Den Hund hat es gefreut… Nicht einmal das Geklapper der Pellets beim Einfüllen in den Teller stimmte mich zögerlich.

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  1. Fand beim Ausräumen der Waschmaschine soeben nicht nur den (erwarteten) Matrazenbezug, sondern auch einen völlig überraschenden zerschredderten Blumentopf-Untersetzer (Ton, glasiert, Durchmesser ursprüngl. ca. 20 cm). Fragen Sie mich aber nicht, welche Fehlleistung zu diesem Erlebnis führte, denn ich weiß es nicht!

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  2. Ach ja, wie oft hab ich schon versucht per hektischem Herumdrücken auf dem Autoschlüssel meine Wohnungstür aufzusperren.
    Oder mit dem Wohnungsschlüssel den Einkaufswagen aus der Schlange auszulösen. *narf*

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    1. ES IST MIR SOOO PEINLICH!!! Ich liege noch im Bett. Es klingelt. Huch – ich habe verschlafen. Meine Perle. Ich betätige den Summer und will die Wohnungstür öffnen.

      Nichts geht. Es dauert etwas bis meinem schlaftrunkenen Hirn dämmert, dass mich der A. offensichtlich versehentlich eingeschlossen hat. Das ist ja noch nie passiert ! Was tun?

      Inzwischen steht meine Perle vor der Tür. Ich muss handeln! Und jetzt kommt’s – A C H T U N G !!! „Mein Mann hat mich eingeschlossen, gehen Sie doch bitte noch einmal vor’s Haus und warten Sie unter dem Schlafzimmerfenster. Ich suche inzwischen meinen Hausschlüssel und werfe ihn runter. Pause. Zögerliches OK.

      Im Moment wo ich den Schlüssel loslasse geht mir – zack – ein Licht auf: Auch wenn von außen zugeschlossen wurde, kann man problemlos von innen aufschließen.

      Ich bin übrigens bekannt für meine praktische Intelligenz. So einen Aussetzer hatte ich noch nie !

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    2. Einen solchen Aussetzer hatte ich mal als junger Vater. Ich hatte uns ausgesperrt, bin über den Hof auf den Balkon geklettert, dann durch das offene Fenster des Kinderzimmers. Als ich drinnen war, stellte ich fest, dass ich auch bequem hätte durch die daneben offen stehende Balkontür hineingehen können.

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    3. Ganz großes Kino, Fr. Eugene! Hehehehehehe!

      Manchmal ist das Naheliegendste eben gaaaanz weit fort. Schieben Sie’s einfach auf’s Tramhaperte. ;o)

      Nach einem bösen Streit mit dem Liebsten, kam derselbe stundenlang nicht vom Einkauf zurück.
      Da er mit ziemlicher Sicherheit in seinem Stammcafe zu finden war, beschloss ich, einfach die Einkäufe aus seinem Auto zu holen und mir mein Abendessen selbst zu brutzeln.
      So war der Plan …

      … und dann wird’s r.i.c.h.t.i.g. p.e.i.n.l.i.c.h., glauben Sie mir!

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    4. Das kann man sich jetzt denken, oder?! ^.^ 1. Verließ ich ausschließlich mit Papieren und Autoschlüssel bewaffnet die Wohnung.

      2. Wurde mir diese Tatsache in der Sekunde klar, in der die Tür ins Schloß fiel.

      3. Mußte ich warten, bis ein Auto in die Garage fuhr und ich durchs Tor schlüpfen konnte.

      4. Mußte ich nach erfolgreichem Check, daß des Liebsten Auto auch vor dem Stammcafe parkt, denselben anrufen. Als Erste!!!

      5. Mußte ich mich – nachdem er auch beim 3.mal durchklingeln das Telefon nicht abhob – wutbebend, aber trotzdem tapfer Würde mimend und die Krokodilstränen zurückhaltend, in das Lokal begeben, um vom Liebsten den Wohnungsschlüssel zu fordern.

      6. Mußte ich erkennen, daß wenige Minuten Wartezeit ausgereicht hätte, mir wenigstens diesen Canossagang zu ersparen.
      Der Liebste war schon mit einem Arm im Jackenärmel …

      7. Gibt es glücklicherweise genügend Blogs mit ähnlichen Geschichten, sodaß ich die sichere Annahme, daß sowas immer und ausschließlich nur mir passiert, ad acta legen konnte. ;o)

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    5. Tja. Wie gesagt: Ich mußte in meinem Leben schon die eine oder andere peinliche Situation ertragen. Man wächst angeblich an seinen Aufgaben. *lol*

      Wirklich entspannter war die Situation allerdings dadurch nicht. Immerhin waren wir gezwungen uns kurzzeitig nebeneinander aufzuhalten.

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    6. Tatsächlich?
      Ich muß mal unter dem Menüpunkt Fehlleistungen nachlesen. *gg*

      Edith hat nachgelesen und festgestellt, daß da nix verwandtschaftlich zu Deutendes zu finden ist. ;o(
      Außer vielleicht die allererste Story …

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    1. Oja, das geht mir auch so. Im Kunstunterricht habe ich früher immer wieder mal aus Schuhkartons Guckkästen bauen lassen, worin Zimmer oder Landschaften zu sehen waren, wenn man zum Guckloch hineinguckte.
      An diese Waagen in Bahnhofshallen erinnere ich mich gut. Bevor eine solche Waage das Kärtchen ausspuckte, grunzte sie wie ein Schwein.

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    2. TOLL! Ich war leider an einer katholischen Mädchenrealschule mit Handarbeit und Zeichnen. Aber ich komme aus einer Handwerker- und Bastlerfamilie, wo sich solche Produktionen in Verbindung mit Wetterlagen wie derzeit ergaben.

      Ich versuche mich gerade an das Geräusch zu erinnern.

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