Im Nachhinein ist natürlich noch manche Detailfrage offen. So würde mich, um nur zwei kleine Beispiele zu nennen, interessieren, ob sich Cora exklusive Praktiken für ihren Freund vorbehält, und weshalb Tine sich nicht von ihrem Mann trennt. Die im Text bereits angesprochenen Fragen nach der Motivation durch Figurprobleme und nach einer eventuell unterschwelligen Männerverachtung, die eher eine tiefenhermeneutische Herangehensweise erfordern, könnten interessante Einblicke liefern. An dieser Stelle sollen aber nicht weitere Detailfragen erörtert werden, sondern ein Blick auf mögliche neue Untersuchungsperspektiven und –methoden geworfen werden.
Zum Beispiel auf die Frage, ob es bestimmte Persönlichkeitsakzentuierungen unter swingenden Solofrauen gibt. Mittels eines Persönlichkeitstests könnten auch speziell Mut und Risikobereitschaft der Frauen getestet werden. Dazu eignet sich das Hamburger Persönlichkeitsinventar (2002), kurz HPI genannt, das Mitte der neunziger Jahre vom Hamburger Psychologen BURGHARD ANDRESEN entwickelt wurde und zu den fünf Basisdimensionen der Persönlichkeit, den ‚Big Five’, als sechste Dimension ‚Risk and Competition Seeking’, die die Neigung, Chancen zu suchen, mutig Wagnisse einzugehen und Kampfgeist, erfasst. Der Test erschließt durch drei Untersysteme mit je zwei gegenüberliegenden Faktoren auch Konflikt- und Ambivalenzaspekte einer Person. ANDRESEN erkannte, dass sich eine Neigung aus zwei gegenpoligen Faktoren zusammensetzt, beispielsweise dominant riskierende Charakterzüge auf der einen und submissiv prosoziale auf der anderen Seite. Menschen mit hoher Risikobereitschaft haben möglicherweise beides in sich. Um interpretierbare Ergebnisse zu erhalten, wäre allerdings eine umfangreichere Stichprobe swingender Solofrauen sinnvoll. Darüber hinaus könnte eine Kontrollgruppe sinnvoll sein, die eventuell durch einen entsprechenden Anteil an Singles und alleinerziehenden Müttern vergleichbar geschichtet ist.
Weiterhin wäre eine ähnliche wie die vorliegende Studie über die Sexualpartner im Club interessant. Beispielsweise bewegen mich unter anderem die Fragen, weshalb Männer einen Clubbesuch ohne Sexgarantie dem Besuch bei einer Prostituierten vorziehen; worin der Reiz eines Gangb*ngs besteht, und was das erotischen Spiel zwischen zwei Frauen für sie so anregend macht.
Eine Langzeitstudie könnte Aufschluss darüber geben, wie lange Frauen alleine in Swing*rclubs gehen, ob und weshalb eventuell damit aufgehört wird.
Um ein vollständigeres Bild dieser Welt zu erhalten und nicht auf US-amerikanische Ergebnisse zurückzugreifen, ist auch an eine deutsche Studie im Paarbereich zu denken.
Gespräche mit Clubbetreibern als Experten, die ihre Gäste in der Regel ziemlich gut kennen, könnten interessante Einblicke liefern und möglicherweise auch Auskunft über Dropout-Raten geben.
Zuletzt könnte aus den Ergebnissen ein Fragebogen konstruiert werden, der eine größere Population erfasst und das Bild um quantitative Aussagen ergänzt.
Diplomarbeit-Diskussion (pdf)
Der nächsten und letzten Teil (mein persönlicher Rückblick) lesen Sie hier.
Für neue Leser:
Sie lasen soeben einen Teil aus meiner Diplomarbeit
ja Sie haben gute Arbeit getan. Gab es da auch eine Zensur? Also, von mir hätten Sie ein Ausgezeichnet erhalten, vor allem wegen des Pioniergeistes.
Aber nun, was die nächste Arbeit angeht, wie wäre es mit
http://www.firstaffair.de./
inspirierende Grüße
Mukono
LikeLike
Zensur: von beiden Gutachtern eine EINS und extra Lob. Vielen Dank auch für Ihr abschließendes Lob. Es gibt aber noch einen kurzen Abschnitt zu lesen: mein persönlicher Rückblick.
Eine nächste Arbeit gibt es natürlich nicht, schon gar nicht mehr auf dem Gebiet. Mich würde viel eher das Bild des Psychologen in der Öffentlichkeit interessieren.
Herzliche Grüße zurück
Eugene
LikeLike
da habe ich ja schon mit der Geschichte der Psychologin Frau Glück beigetragen.
🙂
LikeLike
Genau, da handelt es sich möglicherweise um das m.E. sehr verbreitete Vorurteil
Psychologe = Psychotherapeut
LikeLike
Gibt es garantiert Untersuchungen zu. Ganz bestimmt. Würglich. Aber, ich kann keine benennen. 😉
Ich kenn nur eine von einer Morphologin zu dem Selbstbild, warum man Psychotherapeut wird. Eine Dipldingsda. Hochinteressant gewesen als sie diese vorstellte. Ich sag jetzt nix dazu in der Öffentlichkeit. 🙂
Vorurteil: Genau, so ist das.
Komm, wir machen eine Gemeinschafts-Diss. daraus, ja? DA käm Spaß auf.
LikeLike
Also wenn du um die Ecke wohnen würdest, könntest du mich fast dazu verführen.
Post gibts leider erst später, liebe Pseus. 🙂
LikeLike